Wille zur Zusammenarbeit in Deutschland und in Teheran
Begleitet wurde Sigmar Gabriel von einer über hundertköpfigen Delegation von Politik- und Wirtschaftsvertretern, darunter unter anderem der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Dr. Eric Schweitzer, Siemens-Vorstand und Vorsitzender der Nordafrika-Mittelost-Initiative der deutschen Wirtschaft, Prof. Dr. Siegfried Russwurm, sowie die Unternehmensberatung Dawood Nazirizadeh.
Wiederbelebt wurde das Business-Forum der deutsch-iranischen Wirtschaftskommission, ein gemischtes Gremium, das seit 15 Jahren aus politischen Gründen nicht mehr zusammentreffen konnte. Jetzt wurde von beiden Seiten der unbedingte Wille verkündet, die Beziehungen wieder zu intensivieren.
Iran kämpft weiterhin mit einer wirtschaftlichen Schwäche durch einen Mangel an Investitionen. Es fehlt sowohl an in- wie an ausländischem Kapital, die Investitionen sind auf dem niedrigsten Niveau seit 2002. Die Zurückhaltung großer westlicher Banken aus Furcht vor US-Sanktionen ist trotz Beteuerungen der USA, dass sie niemanden für Geschäfte mit Iran bestrafen würden, noch nicht geschwunden. Für europäische Firmen kann das bedeuten, dass ihnen Milliardengeschäfte entgehen, denn Iran arbeitet mit Russland am Aufbau einer Gemeinschaftsbank und kann seinen Bedarf an Investitionsgütern auch in Asien decken.
Verhandlungen mit der Euler Hermes Gruppe auch zu Finanzierungen in Iran
Von Vorteil ist, dass die Iraner lieber in Europa einkaufen wollen und darum darauf drängen, dass die Hindernisse im Zahlungsverkehr beseitigt werden. Wie der stellvertretende iranische Wirtschaftsminister Khazaei sagte, gibt es Verhandlungen mit der Euler Hermes Gruppe, die sich zukünftig nicht nur mit Exportbürgschaften, sondern auch mit Finanzierungen in Iran beteiligen will. Deutsche und iranische Vertreter der Zentralbanken haben während der Delegationsreise ein Memorandum unterzeichnet, das technische Schwierigkeiten im Zahlungsverkehr überwinden helfen soll.
Sigmar Gabriel bekundete Deutschlands großes Interesse an vertieften geschäftlichen und kulturellen Beziehungen. Deutsche Firmen wollen sich vermehrt mit Technologietransfer in Iran engagieren, was den iranischen Forderungen entspricht. Das Land will nicht nur als Käufer deutscher Technik auftreten, sondern seine eigene Produktion voranbringen. Der Bundeswirtschaftsminister kündigte an, dass Deutschland in die Berufsausbildung iranischer junger Menschen investieren will. Eine deutsche Berufsschule in Teheran soll Tausende Ausbildungsplätze bieten.
B2B in Teheran
In „B2B“ –Gesprächen kamen Firmenvertreter aus beiden Ländern zusammen. Wie verlautete, kam es zu einigen geschäftlichen Abschlüssen, insgesamt blieben die Ergebnisse jedoch hinter den Erwartungen zurück. Einer der Vorreiter im Geschäft mit Iran ist die Linde AG, die sich in der Petrochemie engagiert. Bei der Eröffnung ihrer Niederlassung in Teheran war die Delegation zu Gast. Auch für Siemens war die Reise ein Erfolg: 50 Lokomotiven will die Firma für die iranische Eisenbahn bauen, Produktionsstätte soll im iranischen Karaj sein. Einen Auftrag für eine Ziegelsteinfabrik ergatterte die Keller HCW GmbH und Mitsubishi Deutschland wird ein Gaskraftwerk modernisieren.
Die Themen Menschenrechte und regionale Krisen wurden von Sigmar Gabriel öffentlich zurückhaltend angesprochen. Positiv aufgenommen wurde der iranische Vorschlag, dass die beiden Länder einen Rechtsstaatlichkeitsdialog führen sollten.
In der kommenden Woche wird eine Delegation von hochrangigen Vertretern deutscher Wissenschaft Iran besuchen.