Politik und Wirtschaft auf Reise nach Iran
Erste Delegation aus Rheinland-Pfalz nach Atomabkommen
Die rheinland-pfälzische Delegation unter Führung von Dr. Joe Weingarten, Ministerialdirigent im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, war die erste aus dem deutschen Bundesland mit der höchsten Exportrate, die sich nach dem sogenannten „Atomabkommen“ mit Iran auf die Reise nach Iran machte.
Kommentar eines Mitreisenden
Zur Organisation: die Reise war bombig organisiert, auch ad-hoc Organisationen sind sofort erledigt worden. Das war mit Abstand die beste Wirtschaftsreise die ich bisher mitgemacht habe. Das waren bisher 5 Stück in verschiedene Länder. Organisatorisch ist das nicht mehr zu toppen. Geschäftlich: wir sind schon dabei, Angebote zu schreiben.
Mitreisende Wirtschaftsvertreter
Mitreisende der von uns in Zusammenarbeit mit Falk-Messereisen organisierten Reise nach Iran, waren neben zwei weiteren Vertretern des Ministeriums, Frau Gilda Farshidfar und Herrn Franz Seiß, Vertreter aus den unterschiedlichsten wirtschaftlichen Branchen: Chemie und Petrochemie, Energie und Wasser-/Abwasserwirtschaft, Landwirtschaftliche- und Pflanzentechnik, Lagerwirtschaft, Maschinenbau (Schleifmaschinen), Elektro- und Automatisierungstechnik, Kabeltechnik, Luft- und Raumfahrttechnik, Automatisierungstechnik und Prozessautomaten, dazu Wirtschaftsanwälte und Investoren.
Briefing durch die AHK und die Deutsche Botschaft
Die Deutsch-Iranische Industrie- und Handelskammer in Teheran und die Deutsche Botschaft informierten die Teilnehmer der Reise nach Iran über die makroökomischen Daten und aktuelle Entwicklungen in Iran.
Ziel: vertiefte und langfristige politische und wirtschaftliche Kontakte
Reiseziele waren Teheran, Karaj in der Provinz Alborz und Täbris. Neben der politischen Annäherung, war die Möglichkeit der konkreten Anbahnung von Geschäftsbeziehungen ein Ziel der Reise. Und wie ein begleitender iranischer Journalist anmerkte, verschwendete die Delegation keine Zeit und hatte ihr erstes Treffen schon um 7 Uhr am Morgen nach der Ankunft in Teheran.
Grundsätzlicher Optimismus
Die Interessen der mitreisenden Wirtschaftsvertreter sind vielseitig.
Einige wollen Personal einstellen, andere eine Niederlassung eröffnen, wieder andere wollen anfangen nach Iran zu verkaufen.
Die Vertreter der Wirtschaft sind grundsätzlich optimistisch, was die Geschäftsbeziehungen mit Iran angeht, trotz der nach wie vor bestehenden Probleme im Bereich von Banken und Zahlungsverkehr. Wie ein Firmenvertreter anmerkte, dauert es seine Zeit, bis das gegenseitige Vertrauen aufgebaut ist und man die unterschiedliche Geschäftskultur verstanden und sich ihr angepasst hat. Lobend erwähnte er das hohe Ausbildungs- und technische Niveau der iranischen Partner.
Die beim Treffen in der Handelskammer Alborz unterzeichnete Absichtserklärung befasst sich mit der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und technologischen Kooperartion zwischen beiden Seiten. Gefördert werden soll das durch vertiefte Wirtschafts- und Handelsbeziehungen und auch durch die Schaffung von Gelegenheiten für Interaktionen zwischen iranischen und deutschen Handelsdelegationen. Diese wird also nicht die letzte Reise nach Iran gewesen sein.
Dr. Weingarten äußerte, dass das Land Rheinland-Pfalz und seine Wirtschaft an langfristigen wirtschaftlichen Beziehungen interessiert sind. Iran mit seiner Bevölkerung von 80 Millionen und den 300 Millionen Menschen in den benachbarten Ländern habe das Potential zu einer der größten Produktionsdrehscheiben der Region zu werden. Er hält allerdings das Bild, das von Iran im Westen vermittelt wird, für verbesserungsbedürftig. Medienberichte würden überwiegend von Irans angeblicher Beteiligung an Problemen in Irak, Syrien und Afghanistan handeln und ungeachtet des Wahrheitsgehaltes dieser Berichterstattung, würden diese das Bild von Iran prägen.
Die Delegation in Täbris – Hauptstadt von Ost-Aserbaidschan
Das zweite Hauptziel der Reise nach Iran war Täbris im Nordwesten des Landes. In der auf fast 1400 m über dem Meerespiegel gelegenen Zwei-Millionenstadt begann der Tag mit einem Besuch beim Präsidenten der dortigen Handelskammer, dort gab es intensive Gespräche und wieder ein gut besuchtes B2B-Meeting. Anschließend wurde die größte Traktorenfabrik des Landes besichtigt, jährlich werden dort 30000 Traktoren produziert. Im Anschluss brach die Gruppe auf, um die 1990 gegründete Tabriz Petrochemical Company zu besichtigen. Die Anlage liegt auf 391 Hektar neben der örtlichen Ölraffinerie und produziert Polyäthylene und andere Kunststoffe. Verarbeitet werden Naphta (Rohbenzin) und Flüssiggas (LPG), mit dem die TPC von der benachbarten Raffinerie, aber auch über eine Pipeline und LKW aus der Teheraner Raffinerie. Die benötigte Energie produziert die TPC selber, die Wasserversorgung wird von der Stadt gewährleistet. Die Geschäftsform der TPC ist eine Aktiengesellschaft, deren Hauptanteilseigner die Tabriz Oil Refining Company ist, der Betreiber der örtlichen Raffinerie.
Neue Erkenntnisse führten zu neuen Strategien und Kooperationen
Während manche Firmen schon beim ersten B2B unterschriftsreife Verträge mit ihren neuen iranischen Geschäftspartnern erarbeiteten, hatte für andere die Reise den Effekt, dass sie durch die neu gewonnenen Erkenntnisse ihre Strategie überdenken werden.
Herbert Zahnen von der Zahnen Technik GmbH berichtet hier beispielhaft über seine Pläne zur Kooperation mit dem iranischen Umweltfonds. Die Zahnen Technik GmbH konzentriert sich ausschließlich auf
die Zukunftsthemen Energie und Ressourcenschutz (Kläranlagen, Pumpstationen, Smart Energie, Regenwasserbewirtschaftungsanlagen, Biogasanlagen und Wasserversorgung).
Ich habe die Reise positiv empfunden, wir haben viel gesehen, viele Eindrücke gewonnen. Für mich ist entscheidend, dass ich jetzt die Strategie, die ich vor der Reise hatte auf Grund der neuen Erkenntnisse überdenken werde. Auf B2B Gespräche weiß ich mich jetzt besser vorzubereiten. Die Gespräche mit den potentiellen Investoren haben mir nicht so viel gebracht, die Gespräche im Umweltministerium und mit dem Umweltfonds waren sehr gut. Mit dem Umweltfonds haben wir konkret die Durchführung eines Workshops speziell über Wasser geplant. Im Umweltministerium gingen die Gespräche noch sehr in die Breite, auch sehr viel über Abfallentsorgung, beim Umweltfonds haben wir definitiv über Wasser gesprochen und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass man sich einfach noch viel intensiver über das Thema austauschen muss, auch darüber wie dieses Land strategisch damit umgehen kann. Um dann Konzepte mit Hand und Fuß zu entwickeln, die für beide Seiten umsetzbar sind. Dazu werde ich ein paar Leute auf deutscher Seite ansprechen, z.B. die Universität Landau, aber auch große Ingenieurbüros die sich mit Abwasserkonzepten beschäftigen. Dann werden wir uns mit dem Umweltfonds wieder in Verbindung setzen, wen die von iranischer Seite an den Tisch holen wollen und dann, vermutlich wieder hier in Teheran, diesen Workshop durchführen.