Aktuelles aus der Iran Wirtschaft
Wie alle wissen, ist die Iran Wirtschaft nicht in seiner goldenen Zeit. Sehr interessant ist zu beobachten, dass aktuell die deutsch-iranischen Wirtschaftszahlen kontinuierlich seit 2020 wieder ansteigen. Dieser interessante Trend ist allerdings nur mit Deutschland zu beobachten und spiegelt sich nicht in den anderen europäischen Staaten ebenbürtig wider.
Dieser positive Trend und weitere Beobachtungen über größere Konzerne, die sich wieder für Iran interessieren, macht große Hoffnung für die Zukunft. Auch nach den neuen Menschenrechtssanktionen 2022 der EU, steigt weiterhin das Handelsvolumen zwischen Iran und Deutschland.
Ein Atomabkommen ohne Garantieren für Iran würde für Investoren, die langfristig in Iran agieren möchten, das Papier nicht wert sein. Iran benötigt klare Garantien, dass wenn es das Abkommen einhält, eine zukünftige US-Regierung, nicht einseitig sich vom Vertrag verabschiedet. Auf der anderen Seite kann die USA keine Garantien geben.
Den Kompromiss in dieser Angelegenheit zu schließen, ist die Herausforderung der aktuellen Atomverhandlungen.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat die Weltlage gänzlich beeinflusst. Auch befindet sich Iran nicht in einer Notlage, welches ihn abhängig macht von einem neuen Atomabkommen. Entsprechend wird Iran nicht um jeden Preis das Abkommen unterschreiben. Gerade der Punkt, die iranischen Revolutionsgarden von der Terrorliste der Amerikaner zu streichen, stellt sich gerade als die große Herausforderung heraus. Auch die Amerikaner zeigen sich relativ kompromisslos, zumal auch wieder Wahlen in den USA anstehen.
Aktuelle Zusammenfassung
Die Bevölkerung des Landes umfasst mehr als 84 Millionen Menschen und die Wirtschaft ist sehr vielfältig. Es bestehen enge wirtschaftliche Beziehungen zu Dubai, einem wichtigen Handelszentrum, in dem Güter aus dem Iran exportiert und nach Iran importiert werden. Laut Angaben des Landes haben sich die Einfuhren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im laufenden Jahr um 70% auf 16,5 Milliarden US-Dollar erhöht. Für das nächste Jahr wird eine Stabilisierung auf diesem Niveau erwartet. Früher hatte Oman die besten Beziehungen zu Teheran unter den Mitgliedern des Golf-Kooperationsrates, aber inzwischen gibt es auch gute Kontakte zu Katar. Saudi-Arabien und Iran versuchen, das Risiko einer Eskalation im Streit um das iranische Atomprogramm durch bilaterale Gespräche zu minimieren, da alle Mitglieder des Rates eine mögliche Eskalation als ernste Bedrohung für die Entwicklung ihrer Länder betrachten.
Der Atomstreit birgt ein hohes Konfliktpotential und derzeit ist nicht abzusehen, wann Verhandlungen über eine Lockerung der US-Sanktionen wiederaufgenommen werden. Die aktuellen Sanktionen zu dem Thema Menschenrechte sind hier klar zu unterscheiden zu den Wirtschaftssanktionen basierend zum Atomprogramm Irans.
Der folgende Text wurde am 4.3.2019 zuletzt zur Iran Wirtschaft aktualisiert.
Nach Austritt der USA aus dem Atomvertrag: Die internationalen Beziehungen der Iran Wirtschaft werden neu gestaltet!
Der Ausstieg der USA aus dem sogenannten “Atomabkommen” (JCPoA) schafft große Verunsicherung unter deutschen und europäischen Firmen im Zusammenhang mit dem Iran Geschäft. Die Bundesregierung, die EU und die anderen Vertragspartner Irans wie Russland und China haben wiederholt ihr Festhalten an dem Abkommen zugesichert. Deutsche Firmen leiden vor allem unter den Schwierigkeiten, den Zahlungsverkehr im Iran Geschäft zu organisieren. Das internationale Zahlungssystem “S.W.I.F.T.” hat alle iranischen Banken die von Sekundärsanktionen der USA betroffen sind, ausgeschlossen. Ein alternatives Zahlungssystem der EU für das Iran-Geschäft, ein sogenanntes “Special Purpose Vehicle”wurde gegründet (“INSTEX”),hat aber seinen Betrieb noch nicht aufgenommen.
“Wir als Vertreter der deutschen Wirtschaft in Iran appellieren an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, die gesamte Bundesregierung und die EU-Kommission, Wege für eine gesicherte Zahlungsabwicklung in Iran zu finden”, sagte die Geschäftsführerin der Deutsch-Iranischen Aussenhandelskammer, Dagmar von Bohnstein.
Über das sogenannte “Atomabkommen” (JCPoA) mit Iran, die konkreten Sanktionen der USA, ihre extraterritorialen Auswirkungen und die Gegenmaßnahmen der EU informieren wir Sie auf unserer Seite zu den Iran-Sanktionen
Iran Wirtschaft SWOT-Analyse
Strenghts (Stärken)
Weaknesses (Schwächen)
Opportunities (Chancen)
Threats (Risiken)
Bedingungen für ausländische Geschäftspartner in der Iran Wirtschaft
Iran Wirtschaft: Viel Potential, US-Sanktionen bremsen das Wachstum
Der iranische Markt ist größer als die Wachstumsmärkte in Südafrika und Thailand. Die Iraner wünschen sich westliches Know-how und Qualität. Unternehmer, die über die Zeit der UN-Sanktionen ihre persönlichen Kontakte nach Iran gepflegt haben, profitieren jetzt von den langjährigen Beziehungen. Diese Geschäftspartner Irans loben besonders die gute Ausbildung iranischer Ingenieure. Das Iran-Geschäft erfordert viel Geduld, da trotz des “Atomabkommens” der Zahlungsverkehr immer schwierig war und sich jetzt nach Wiedereinführung von einseitigen Sanktionen durch die USA noch verkompliziert hat, ebenso wie die Logistik von und nach Iran.
Die Iran Wirtschaft ist seit der islamischen Revolution, bzw. als Folge des Iran-Irak-Krieges von 1980-88, nach dem sich die Revolutionsgarden vermehrt wirtschaftlich durch den erforderlichen Wiederaufbau engagiert haben, zu ca. 80% in staatlicher, bzw. quasi staatlicher Hand (religiöse Stiftungen). Privatisierungsbestrebungen gibt es seit vielen Jahren. Die iranische Verfassung (§44) schreibt die Privatisierung der Iran Wirtschaft für die Bereiche außerhalb der grundlegenden Infrastruktur, der Großindustrien und der öffentlichen Daseinsvorsorge vor, sie kommt aber nur schleppend voran. Mit der Privatisierung ist die Iranian Privatization Organization betraut, die regelmäßig Ankündigungen über geplante Verkäufe von Unternehmen veröffentlicht.
Ausländische Investoren sind geschützt
Der „Foreign Investment Promotion and Protection Act“ (FIPPA) gewährt ausländischen Investoren bei genehmigten Projekten weitgehend gleiche Rechte wie inländischen Investoren und schützt bei Verzögerungen oder Abbruch von Projekten, sowie auch bei Enteignungen. Eine Besonderheit: Ausländer können Besitz an Gebäuden, Maschinen und Produktionsanlagen erwerben, jedoch keinen Grundbesitz.
Iranische Behörden haben eine 50%ige Steuerreduzierung und andere Anreize für ausländische Investoren, die Fabriken im Iran bauen und von ihren Produkten mehr als 30% exportieren, angekündigt. Ausländische Investoren seien gegen wirtschaftliche und politische Risiken durch Versicherungen und Zusagen der Regierung abgesichert, so die Zusage der Regierung Rouhani.
Im Zeitraum 2017 bis Mitte 2018 warb Iran 5 Mrd. USD an ausländischen Direktinvestitionen ein. Nach dem Vertragsbruch der USA und ihren erneuten Sanktionen gegen Iran und Sekundärsanktionen gegen Länder und Firmen, die mit Iran Geschäfte machen, hat es den Rückzug einiger großer Investoren gegeben.
In Iran beträgt die Mehrwertsteuer 9%, die Körperschaftssteuer 25%, mit Deutschland gibt es ein Doppelbesteuerungsabkommen.
Traditionell gute Beziehungen zu Deutschland
Bis 2007 war Deutschland der wichtigste ausländische Handelspartner der staatlichen und privaten Iran Wirtschaft, dann wurde es von der VR China überholt. Im Zuge des früheren Sanktionsregimes sanken die deutschen Ausfuhren nach Iran um über die Hälfte. Innerhalb der EU ist Deutschland immer noch der größte Exporteur nach Iran und die Zahlen sind vielversprechend: im Jahr 2017 exportierte Deutschland Waren für 3,5 Mrd. USD nach Iran (2016: 2,6 Mrd. USD). Deutschland behauptete damit seine Position als fünftgrößter Exporteur nach Iran. Maschinen, Chemische Erzeugnisse, Pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse, KFZ und KFZ-Teile sind dabei die Hauptexportgüter in die Islamische Republik Iran. Deutschland ist auch größter Investor in Iran innerhalb der EU (60%).
Die Deutsch-Iranische Handelskammer eröffnete im November 2017 ein Business Center in Teheran, um Geschäftsleute mit einer Reihe von Dienstleistungen zu unterstützen.
Derzeit importiert Iran zu fast 70% aus asiatischen Ländern, 28% der Importe kommen aus Europa. Exportiert hat Iran während der Sanktionen seine Öl- und Gasausfuhren ausschließlich nach Asien, Nicht-Ölexporte gehen ebenfalls zu 87% nach Asien. Deutschland kauft in Iran kein Öl ein, die iranischen Nicht-Ölexporte nach Deutschland betrugen 2017 330 Mio. USD.
Wie sich die Beziehungen Deutschlands, bzw. Europas zur Iran Wirtschaft nach Einführung der US-Sanktionen entwickeln werden, ist abzuwarten. Von einem Rückgang ist auszugehen. (Quelle: Statistisches Bundesamt, Deutsch-Iranische Handelskammer, Financial Tribune, GTAI)
Doing Business Index der Weltbank – Iran im regionalen Vergleich
Der „Doing Business“ Index der Weltbank zeigt, wie leicht sich ein Geschäft in den untersuchten Staaten aufbauen und führen lässt. Im weltweiten Ranking 2018 belegt die Iran Wirtschaft Platz 124 von 190, und liegt im regionalen (MENA) Vergleich knapp unter dem Durchschnitt. In einigen Bereichen wie bei der Unternehmensgründung und dem Kreditwesen, wurden Verbesserungen im Vergleich zu 2017 erzielt, im Bereich von Baugenehmigungen und Zugang zur Elektrizitätsversorgung verschlechterte sich Iran allerdings – was dazu führte, dass Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien und Saudi-Arabien ihren Vorsprung vor Iran ausbauten.
(Quelle: Weltbank, Werte gerundet)
Wirtschaftliche Entwicklung in der Iran Wirtschaft
Iran Wirtschaft: Außenhandel
Im iranischen Wirtschaftsjahr 2017/18 stiegen die Importe des Landes um 24%, verursacht vor allem durch die erhöhten Einkäufe von Basisgütern, Autos und Autoteilen, sowie Investitionsgütern. Am meisten wurde aus China importiert (13,2 Milliarden USD – /+23%), gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 10,1 Milliarden USD /+57% – überwiegend Re-Exporte über Dubai, dieser Weg wird von vielen Firmen angesichts der weiterhin bestehenden Probleme bei der Zahlungsabwicklung beschritten – , Süd-Korea (3,7 Milliarden USD), der Türkei (3,2 Milliarden USD), und Deutschland (3,1 Mrd. USD/+15,2%).
China ist auch Hauptabnehmer bei Irans Exporten, gefolgt von den VAE, Südkorea und Afghanistan.
Im ersten Quartal 2017 überholte Italien erstmalig Deutschland als führenden europäischen Handelspartner der Iran Wirtschaft im Handelsvolumen, was daran liegt, dass Italien im Gegensatz zu Deutschland auch Öl aus Iran importiert. Darum liegen die Einfuhren Italiens aus Iran auch weit über Italiens Exporten (1,7 Mrd. EURO/ +12,5%) in das Land.
Bei den Exporten nach Iran ist Deutschland innerhalb der EU weiterhin führend. Im Jahr 2017 lag das bilaterale Handelsvolumen für das laufende Jahr zwischen Deutschland und Iran bei über 3,1 Mrd. EUR, davon waren 3 Mrd. EUR Exporte.
Frankreich verzeichnete eine Exportsteigerung nach Iran um 107,9% auf 1,5 Mrd. EUR. Eine Zahl die sich so nicht wiederholen wird, da sie durch die Auslieferung von drei der bestellten Airbus-Maschinen begründet war. Airbus hat inzwischen angesichts der US-Sanktionen seinen Rücktritt vom Iran-Geschäft angekündigt.
Das Handelsvolumen der gesamten EU mit Iran betrug im Jahr 2017 21 Mrd. EUR, davon 10,2 Mrd. EUR Importe aus Iran (+85%) und 10,8 Mrd. EUR Exporte nach Iran (+31%). Am meisten importierten die EU-Länder Eisen- und Stahlprodukte, Italien und Frankreich kaufen auch iranisches Öl, das für deutsche Raffinerien zu schwefelhaltig ist.
Im Jahr 2018 sank das Handelsvolumen der EU mit Iran (Zahlen für den Zeitraum bis November vorliegend) um 1,6%. Dabei stiegen Irans Ausfuhren in die EU um 6,43% an, während Irans Importe sanken (-9.43%). zeichnete sich bereits im ersten Quartal ein Rückgang des iranischen Außenhandels ab, schon vor der Ankündigung des Ausstiegs der USA aus dem Atomvertrag. Die Ausfuhren der EU28 sanken um 5,5%, Deutschland verzeichnete ein Minus von 0,6%.
Bei den iranischen Exporten zeigt sich nach Inkrafttreten der erneuten US-Sanktionen ein deutlicher Rückgang, ungeachtet dessen, dass diese Sekundär-Sanktionen gegen das internationale Recht verstoßen. Der Öl-Anteil der iranischen Einnahmen lag in 2017 bei 25,1%. Derzeit sind kaum fundierte Informationen aus diesem Bereich zu bekommen, da Iran mit der Nennung seiner Öl-Kunden und entsprechenden Zahlen diskret umgeht, angesichts der Drohungen der USA gegen Käufer iranischen Öls. Wichtigste iranische Exportgüter sind: Gaskondensate, verflüssigtes Propan, Methanol , leichtes Rohöl ohne Benzin und granuliertes Hämatit-Eisenerz.
Der iranische Nationale-Entwicklungsfonds und die iranische Export-Entwicklungs-Bank kündigten zum Jahresanfang 2018 ein Export-Förderungsprogramm für industrielle Exporte in Höhe von 46 Mio. USD an, das Unternehmen in privater Trägerschaft unterstützen soll. Kleine und mittlere Unternehmen haben in 2017 für 1,3 Mrd. USD exportiert. Die Währungskrise des Jahres 2018 mit dem Absturz der Landeswährung und steigender Inflation hat zu teilweise von Export-Unternehmen stark kritisierten Maßnahmen der der iranischen Zentralbank und der Regierung geführt. Exporteure beklagen nicht erfüllbare Auflagen und steigende bürokratische Hindernisse. In Teilen der Nicht-Öl-Exporte, wie bei Lebensmitteln und Agrarprodukten hat Iran ungeachtet der US-Sanktionen Steigerungen zu verzeichnen. Hier sind besonders Länder der Region und asiatische Staaten weiterhin große Abnehmer iranischer Produkte.
Entwicklung des BIP und der Inflationsrate
Das iranische Statistik Center und die iranische Zentralbank bezifferten das Wachstum der Iran Wirtschaft für das iranische Kalenderjahr 1396 (21.3. 2017-20.3.2018) auf 3,7 %, wobei die Landwirtschaft um 1,0% und die Industrie, die Ölwirtschaft eingeschlossen, um 3,1% wuchs. Die größte Steigerung zeigte der Dienstleistungssektor mit 6,8%.
Dieser Bestandteil der Iran Wirtschaft, bestehend aus Groß- und Einzelhandel; Restaurants und Hotels; Transport, Lagerung und Kommunikation; Finanz-, Versicherungs-, Immobilien- und Geschäftsdienstleistungen; sowie Gemeinschafts-, Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsdiensten beschäftigt fast die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung Irans.
Das rasante Wachstum des Ölsektors aus dem ersten Jahr nach der weitgehenden Aufhebung der Sanktionen (61,6%) hat sich also erwartungsgemäß deutlich abgeflacht. Förderbeschränkungen der OPEC begrenzten das Wachstum im Ölsektor der Iran Wirtschaft. Von diesen ist Iran derzeit wegen der US-Sanktionen ausgenommen, da die Öl-Exporte aber nach den erneuerten Sanktionen der USA um ca. 60% eingebrochen sind, fällt der Sektor als Wachstumsmotor derzeit aus.
Im aktuellen iranischen Kalenderjahr kam es, überwiegend durch den Vertragsbruch der USA beim “Atomabkommen” bedingt, zu einem Einbruch des iranischen Wirtschaftswachstums. Im ersten Halbjahr lag dieses nur noch bei 0,4%. Die Weltbank geht davon aus, dass die Iran Wirtschaft im Jahr 2018 um 1,5% geschrumpft sein wird und die Rezession sich im Jahr 2019 noch verstärkt, bis auf -3,6%. Für die Jahre 2020 und 2021 prognostiziert die WB dann eine Erholung auf +1,1%.
Die Inflationsrate hatte sich im Jahr 2017 um die 10% stabilisiert. Die Wiedereinführung der US-Sanktionen, zusammen mit einer Währungskrise, deren Bewältigung der Regierung noch nicht gänzlich gelungen ist, führten allerdings im Jahr 2018 zu einem rasanten Anstieg der Inflationsrate, wie die unten stehende Grafik des Ökonomen Dr. Djavad Salehi-Isfahani zeigt.
Der private Konsum macht gut die Hälfte des BDP aus (lt. Weltbank 50,6% in 2014). In diesem Bereich erwartete BMI-Research, vor der erneuten Einsetzung von Sanktionen der USA, in den nächsten drei Jahren jährliche Zuwächse um 5%, während für den öffentlichen Sektor Wachstumsraten von 3-4% erwartet wurden. Der hohe inländische Verbrauch von Öl und Gas hat negative Auswirkungen auf Irans Exportkapazitäten. Für den Export wurde in den nächsten drei Jahren ein Wachstum zwischen 7,1 und 9,3% erwartet, eine Zahl die jetzt mit Sicherheit nicht mehr erreicht werden kann. Iran hat eine diversifizierte Wirtschaft: in 2014 erwirtschaftete der Ölsektor 15% des BIP (zum Vergleich Saudi-Arabien 43%), Industrie, Bergbau und Bauwirtschaft zusammen 23%, Landwirtschaft 9% und Dienstleistungssektor 53%.
Iran Wirtschaft: Höchste Priorität
Die iranische Regierung plant Investitionen in die Iran Wirtschaft in Höhe von 1000 Milliarden USD bis 2022 (5-Jahresplan), mit einem Drittel ausländischer Direktinvestitionen, verbunden mit Technologietransfer und erheblichen Produktivitätssteigerungen. Nach den Sanktionslockerungen hat Iran im Wirtschaftsjahr 2016/17 14 Mrd. USD an ausländischem Direktinvestment eingeworben. Das ist mehr als eine Vervierfachung im Vergleich zu 2013. Nach dem “Atomabkommen” nahmen die ausländischen Investitionen an Fahrt auf und verzehnfachten sich, so die iranische Regierung. In vielen Fällen handelt es sich jedoch bisher um Absichtserklärungen, deren Umsetzung durch die weiter bestehenden Bankenprobleme und die extraterritorialen US-Sanktionen, die auch nicht amerikanische Firmen bestrafen sollen, die in die Iran Wirtschaft investieren, behindert wird. Derzeit sehen wir einen Rückzug namhafter Investoren aus Iran. Es ist noch nicht absehbar, wer deren Anteile übernehmen wird – an einigen Beispielen ist sichtbar, dass russische und chinesische Firmen die Europäer ersetzen werden. Ob das ehrgeizige Ziel der Rouhani-Regierung zu erreichen sein wird, ist fraglich. Nach dem genannten Fünfjahresplan benötigt die Iran Wirtschaft jährlich 50 Mrd. USD ausländisches Investment, plus 143 Mrd. USD an einheimischen Investitionen um das Ziel von 8% jährlichem Wachstum zu erreichen. Nach Regierungsangaben haben sich die inländischen Investments unter Präsident Rouhani um 7% erhöht. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2017/18 hat die Regierung knapp 14 Mrd. USD zur Förderung der Inlandsproduktion und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Form von Investitionen und Krediten bereitgestellt. Aus dem Nationalen Entwicklungsfonds flossen 3 Mrd. USD zur Förderung der Beschäftigung vor allem im ländlichen Raum. Im Budget der Regierung für 1397 (2018/19) wird der Anteil der öffentlichen Ausgaben gekürzt (unter Berücksichtigung der Inflation um ca. 13%). Die Regierung kämpft zudem mit einem wachsenden Budgetdefizit, das im ersten Quartal des laufenden Jahress um 66% höher lag als im Jahr davor.
In seinem Budget für das iranische Kalenderjahr 1397 ( 21.3.2018-20.3.2019) legte Präsident Rouhani einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung der Armut und die Schaffung neuer Arbeitsplätze: 1 Mio. Jobs sollen in 2018/19 entstehen. Kritiker sehen Rouhanis Bemühungen, die öffentlichen Investitonen zu begrenzen und den privaten Sektor zu fördern als wenig vielversprechend, solange die Bankzinsen ca. 5% über der Inflationsrate liegen. Unmut in der Bevölkerung lösten Rouhanis Bemühungen aus, dass beliebte “Cash-Transfer” System weiterhin zurückzufahren, dass unter seinem Vorgänger Ahmadinejad allen Haushalten ein “Grundeinkommen” gewährleistet hat. Einkommensstärkere Haushalte wurden bereits zu einem großen Teil von diesem Programm ausgenommen. Das Budget für das Kalenderjahr 2019/2020 wird derzeit beraten.
Das Weltwirtschaftsforum attestierte in seinem Index zur Wettbewerbsfähigkeit Iran eine Verbesserung um 7 Punkte seit 2014, somit liegt das Land in 2017 auf dem 69. Platz von 137 untersuchten Ländern.
Internationale Bankenbeziehungen
Zahlungsverkehr mit Iran: Schwierig, aber nicht unmöglich!
Bevor die Sanktionen gegen Iran im letzten Jahrzehnt verschärft wurden, unterhielten iranische Banken Kontakte zu 633 internationalen Banken – eine Anzahl die durch die Sanktionen auf 119 zurückging. Anfang Januar 2018 gab es dann schon wieder Korrespondenzbeziehungen mit 286 internationalen Banken. Nachdem das internationale Zahlungssystem “S.W.I.F.T.”Iran jedoch aus Furcht vor US-Sanktionen ausgeschlossen hat, ist der Zahlungsverkehr mit Iran wieder sehr erschwert. Mit ihrer Zweckgesellschaft “INSTEX”, einer Art Tauschbörse zur Verrechnung gegenseitiger Verbindlichkeiten von iranischen und europäischen Firmen, haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien einen Mechanismus geschaffen, der dieses Problem wenigstens teilweise lösen soll, aber seine Funktionsfähigkeit erst noch beweisen muss. Iran will seinen Gegenpart dazu in Kürze vorstellen (Stand März 2019).
Iranische Banken mit Niederlassungen in Deutschland sind ungeachtet ihrer vorhandenen deutschen Banklizenzen durch die “Overcompliance” vieler Banken und anderer Firmen mit den extraterritorialen US-Sanktionen zur Zeit kaum arbeitsfähig. Es gibt wenige Banken in Deutschland, die den Zahlungsverkehr mit Iran aufrecht erhalten. Firmen sollten sich an ein Beratungsunternehmen wie “Nazirizadeh Consulting” wenden, das die vorhandenen Zahlungswege kennt und die Zahlungsabwwicklung unterstützen kann.
Im September 2017 unterzeichnete die österreichische Regionalbank Oberbank ein Abkommen mit 14 iranischen Banken im Wert von 1 Mrd. Euro zur Finanzierung von zivilen Projekten in Iran, zog sich aber im Juni 2018 aus Angst vor den angekündigten US-Sekundärsanktionen wieder zurück. Ebenso die die dänische “Danske Bank”, die im September 2017 einen Kreditrahmen von einer halben Milliarde Euro für iranische Banken angekündigt hatte. Die staatliche französische Investmentbank BPI erklärte, ab 2018 jährlich eine halbe Milliarde Euro für Investitionen in Iran zur Verfügung zu stellen. Große außereuropäische Banken sind weniger zurückhaltend: Der chinesische CITIC-Trust wird 10 Mrd. USD in iranische Bauprojekte investieren. Die russische Eximbank räumte vier iranischen Banken eine unbegrenzte Kreditlinie zur Finanzierung von Entwicklungsprojekten in Iran ein, so wurde im Dezember 2017 verkündet.
Iran und die FATF
Iran steht aktuell noch auf der „Schwarzen Liste“ der bei der OECD angesiedelten „Financial Action Task Force“ gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Die Restriktionen der FATF wurden im Mai 2016 allerdings ausgesetzt. Im Februar 2019 verlängerte die Organisation zum wiederholten Male nur die Aussetzung der Restriktionen bis zum Juni 2019. Die Regierung arbeitet weiterhin an der Erfüllung des mit der FATF vereinbarten Aktionsplanes. Von den vier vorgelegten Gesetzentwürfen haben zwei bereits das Parlament und das iranische Verfassungsgericht, den sogenannten „Wächterrat“ passiert. Umstritten ist jedoch der Gesetzentwurf gegen grenzüberschreitende Kriminalität (die sog. „Palermo-Bill“). Dieses Gesetz liegt zur Überarbeitung beim „Zweckmäßigkeits-Rat“ („Expediency Council“), einem Gremium, das hinzugezogen wird, wenn sich „Wächterrat“ und Parlament nicht einig werden. Das Gremium hat die Entscheidung über das Gesetz bereits mehrfach verschoben (Stand März 2019). Auch das Gesetz gegen Terrorismusfinanzierung ist noch nicht endgültig.
Die iranische Handelskammer, die größte Vereinigung der Privatwirtschaft in Iran, hat die Erfüllung der FATF Standards angemahnt, um das Land vor der finanziellen Isolation zu bewahren. Auch die Zentralbank hält die Einhaltung der FATF-Kriterien für einen wesentlichen Bestandteil der internationalen Banken-Normen und darum als unabdingbar für internationalen finanziellen Beziehungen Irans.
Kritiker der FATF bemängeln, dass zu viel Informationen über Iran aus dem Land fließen würden. Es gibt außerdem unterschiedliche Auffassungen über die Einstufung von Gruppierungen als „Terrror“- oder „Widerstand“sgruppen.
Iran Embargo
Das “Atomabkommen” mit Iran (JCPoA) hat ungeachtet des Ausstiegs der USA Gültigkeit und die von den USA verhängten Sekundärsanktionen, mit denen die Vereinigten Staaten Nicht-US-Bürger und -Firmen bei fortgesetzten Aktivitäten in der Iran Wirtschaft bestrafen wollen, verstoßen gegen internationales Recht. Das Abkommen wurde vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit der Resolution 2231 in das Völkerrecht integriert, und Iran hält sich nach Aussagen der IAEA an seine Verpflichtungen. Auch wenn eine Partei, wie in diesem Fall die USA, einen internationalen Vertrag aufkündigt, behält dieser Vertrag seine Gültigkeit! Die US-Rgierung darf völkerrechtlich betrachtet zwar Sanktionen gegen ihre eigenen Bürger verhängen, nicht jedoch gegen Angehörige und Unternehmen anderer Staaten. Das Mittel mit dem die USA ihre Sanktionen weltweit durchsetzen, ist ihre wirtschaftliche Dominanz und der US-Dollar als weltweite Leitwährung, eine rechtliche Grundlage haben sie dafür nicht.
Alle Sanktionen der UN und der EU die wegen des iranischen Atomprogramms eingesetzt wurden, sind ausgesetzt oder beendet. Weiter in Kraft sind Sanktionen die wegen Unterstützung terroristischer Aktivitäten eingesetzt wurden. Trotz der erfolgten Lockerungen der Sanktionen sind besondere Regelungen zu beachten.
Wenn es Kritik an Geschäften mit Iran gibt, werden oft die Pasdaran (Revolutionsgarden/IGRC) als militärische wirtschaftliche Macht genannt. Es handelt sich um eine zweite Streitmacht neben der regulären iranischen Armee. Seit dem Wiederaufbau nach dem Irak-Iran Krieg spielen die Revolutionsgarden eine große Rolle in der Iran Wirtschaft. Da sie Ihre ökonomischen Tätigkeiten zu einem großen Teil über ihre Rentenkassen abwickeln, gelten sie nicht als staatliche Einrichtungen. Diese Gesellschaften bestehen aus dem angesammelten Kleinkapital ihrer Mitglieder. Sie profitieren somit von der verfassungsmäßig geforderten Privatisierung – ein Grund dafür, dass das Vorgehen oft als “unechte” Privatisierung bezeichnet wird. Geschäfte mit Firmen an denen die IGRC Anteile besitzen, bedeutten somit nicht automatische Geschäfte mit iranischen Rüstungsunternehmen.
Die Regierung Rouhani hat die Revolutionsgarden, ebenso wie den größten staatlichen Pensionsfonds und andere staatliche Organisationen aufgefordert, sich aus der Wirtschaft zurückzuziehen.
Herausforderungen in der Iran Wirtschaft
Arbeitslosigkeit
Die offizielle Arbeitslosenquote Iran lag im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (2018/19) bei 11,7% und blieb damit auf dem Niveau des Vorjahres. 11,7% der Männer und 18% der Frauen seien im dritten Quartal arbeitslos gewesen, vermeldete das iranische statistische Amt im Januar 2019. Im städtischen Raum lag die Arbeitslosenquote bei 13,2%, in den ländlichen Gebieten dagegen bei 7,6%. Der IWF rechnet in den Jahren bis 2019/20 mit Quoten um 12%. Besonders betroffen von Arbeitslosigkeit sind junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, mit einer Quote von aktuell 24,5%. Hochschulabsolventen sind häufiger arbeitslos (40,5%) als Arbeitnehmer mit niedrigerem Ausbildungsgrad.
Neben den offiziell registrierten Arbeitslosen wird der Anteil der unterbeschäftigten Personen (dazu zählen Arbeitszeiten unter 44 Wochenstunden) mit 11,7% veranschlagt. Gleichzeitig arbeiten 36,5% der Arbeitnehmer 49 oder mehr Stunden wöchentlich, diese Zahl ist um ein knappes Prozent innerhalb eines Jahres gesunken. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze kommt dem Wachstum der erwerbsfähigen und arbeitssuchenden Bevölkerung nicht nach. In den nächsten Jahren werden 2,2 Mio. junge Menschen in den Arbeitsmarkt strömen. Das McKinsey Global Institute sah nach Aufhebungen der UN-Sanktionen ein Potential von 9 Mio. neuen Arbeitsplätzen in Iran bei optimaler wirtschaftlicher Entwicklung. Von dieser kann angesichts der derzeitigen, wenn auch vermutlich vorübergehenden Rezession nicht die Rede sein.
Der Dienstleistungssektor ist der größte Anbieter von Arbeitsplätzen und beschäftigt 49,9% der iranischen Bevölkerung, Industrie und Landwirtschaft 32,9% bzw. 17,2%.
Die Regierung hat sich für das aktuelle Wirtschaftsjahr (2018/19) die Schaffung von 1,33 Mio. neuen Arbeitsplätzen, davon 846000 für Hochschulabsolventen vorgenommen.
Korruption in Iran
Im weltweiten Korruptionsindex 2017 von Transparency International teilt sich Iran den 130. Platz von 176 mit der Ukraine, Gambia, Myanmar und Sierra Leone und hat sich im “Score” seit 2014 um drei Punkte verbessert. Das ist ein kleiner, aber längst nicht zufriedenstellender Fortschritt.
Dass die Wirtschaft sich überwiegend in staatlicher, bzw. quasi-staatlicher Hand (religiöse Stiftungen und Pensionsfonds der Revolutionsgarden) befindet, wird als eine Ursache der Korruption und Vetternwirtschaft angesehen. Entsprechend gibt es viel Widerstand gegen die von der Verfassung vorgeschriebene Privatisierung der Iran Wirtschaft, deren Umsetzung sich die Regierung Rouhani auf die Fahne geschrieben hat. Ein großer Teil der Iran Wirtschaft, wie die Öl- und Gasindustrie, Verkehrsinfrastruktur und öffentliche Daseinsvorsorge gehören nicht zu den zu privatisierenden Bereichen.
Die Korruption ist in der Wahrnehmung der iranischen Bevölkerung eines der größten Probleme, so ergab eine Umfrage des unabhängigen Institutes Iran Poll: eine überwältigende Mehrheit (96%) will, dass die Regierung mehr tut, um die Korruption in Finanzwesen- und Bürokratie zu bekämpfen. 63% Prozent sehen in Misswirtschaft und Korruption auf nationaler Ebene größere negative Auswirkungen auf die Wirtschaft ihrer Region, Sanktionen sie haben.
Bankenprobleme in der Iran Wirtschaft
In Iran gibt es 25 Privat- und 9 staatliche Banken. Dazu gab es einen großen Sektor von inoffiziellen Geld- und Kreditinstituten, gegen die die Staatsanwaltschaft und Regierung in den letzten Jahren vorgegangen sind. Diese sind zum größten Teil die Ursache einiger schwerwiegender Probleme im iranischen Bankensystem.
Notleidende Kredite belasten die Iran Wirtschaft. Im März 2018 machten diese notleidenden Kredite in der Landeswährung nach offiziellen Verlautbarungen 10,3% aller Kredite (mehr als 30 Mrd. USD) aus. Die Rate blieb somit fast gleich zum gleichen Monat des Vorjahres. Inoffiziell werden aber noch höhere Raten diskutiert, vor allem bei den Krediten in Fremdwährungen. Internationale Standards gehen von 2-3% NPL („Non Performance Loans“) in einem stabilen Bankenwesen aus. Der ehemalige Zentralbankchef Seif kritisierte in diesem Zusammenhang, dass anscheinend einige große Schuldner sehr intensive Kontakte zu Bankmanagern hätten. Seine Wurzeln soll das Problem in der Zeit der Regierung des früheren Präsidenten Ahmadinejad haben, in der die Banken aufgefordert wurden, einflussreichen Personen Kredite zu gewähren, von denen einige gefälschte Sicherheiten zur Verfügung stellten, so dass den Banken jetzt die Druckmittel fehlen.
Seif forderte ebenfalls die Justiz auf, bei Fällen von Konkurs genau hinzuschauen, da einige Schuldner mit solchen Erklärungen versuchten, der Rückzahlung ihrer Schulden zu entgehen. Ein Parlamentssprecher erklärte, dass die Fälle von Insolvenz in den letzten zwei Jahren um 700% angestiegen seien. Es gab einige schwerwiegende Fälle von Korruption, die im Zuge besserer Bankenaufsicht aufgedeckt wurden und großes öffentliches Aufsehen erregten. Im Sommer 2018 wurden spezielle Gerichtshöfe für Wirtschaftskriminalität eingeführt. Eine parlamentarische Kommission zur Korruptionsbekämpfung sprach von 31 schwerwiegenden Fällen von Missbrauch von Krediten, die mit Namen benannt und vor Gericht gestellt werden sollten.
Darüber hinaus sollen iranische Banken einen hohen Anteil an überbewerteten und illiquiden Vermögenswerten in ihren Bilanzen haben, darauf wies der IWF im Dezember 2017 hin und forderte eine Anpassung in einem transparenten Prozess.
Im Zuge der Bankenreformen wurden bereits die Banken aufgefordert ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen. Die Regierung selber ist bei den Banken hoch verschuldet mit mehr als 15 Mrd. USD.
Im Juli 2018 schied Valiollah Seif als Direktor der iranischen Zentralbank (CBI) aus und wurde durch Abdolnasser Hemmati ersetzt, einen erfahrenen Banker und Wirtschaftswissenschaftler mit langjähriger Erfahrung im Versicherungswesen. Er benannte als erste Priorität seiner Tätigkeit die Stabilisierung des Rial, der in einem Jahr mehr als 60% seines Wertes verloren hat.
Die bisherige Strategie eines streng regulierten Währungsmarktes, die nicht den erwünschten Erfolg gebracht hatte, wurde gelockert. Sie hatte den Effekt, dass zum günstigen offiziellen Wechselkurs eingeführte Waren gehortet wurden. Hemmati spricht sich für weniger Regulation und einen freieren Markt aus, aber auch für eine Reduzierung der Geldmenge. In dieser Hinsicht ist er sich mit seinem Vorgänger einig.
Von der ursprünglich geplanten Senkung der bei 15% gedeckelten Zinsen auf Spareinlagen scheint man abzurücken, um Liquidität in das System zu bekommen. Zwei Banken, Melli und Tejarat, erhielten die Erlaubnis, einjährige Anlagen zu 18% anzubieten, mit noch ein paar anderen Vorteilen, wie Steuerbefreiung und monatlicher Zinsauszahlung. Insgesamt sollen die Banken in den letzten Monaten (Sommer 2018) über 57 Mrd. USD an Liquidität absorbiert haben, aber selbst das reichte zur Stabilisierung des Rial nicht aus.
Die Politik der Zentralbank ist darauf ausgerichtet, die Anzahl der Banken weiter zu reduzieren und für mehr Transparenz zu sorgen. Man gehe aber davon aus, dass es weitere zehn Jahre dauern könne, bis die Reformen abgeschlossen seien und alle Banken über eine gesunde finanzielle Basis verfügen würden, so äußerte sich ein stellvertretender Zentralbankchef im August 2018. Im März 2019 wurde die bevorstehende Fusion von fünf im Besitz der Streitkräfte befindlichen Banken mit der ebenfalls staatseigenen Bank Sepah angekündigt.
Schlüsselindustrien und ihre wirtschaftlichen Beziehungen in der Iran Wirtschaft
Automobilindustrie
Aussichten
Insgesamt ist der Automobilmarkt in Iran durch die überwiegend durch die Sanktionen bedingten Probleme in eine Krise geraten und hat nur mit staatlichen Subventionen überlebt. Hier gibt es großen Nachholbedarf. Angesichts des Haushaltseinkommens iranischer Bürger wird der Schwerpunkt zunächst weiterhin auf preiswerten Modellen liegen. Mit einem groß angelegten „Verschrottungsprogramm“ will die Regierung jährlich 200000 veraltete Fahrzeuge aus dem Verkehr ziehen. Das Durchschnittsalter iranischer Autos wurde damit schon von 17 Jahren (2005) auf 10,6 Jahre (2013) reduziert. Bevorzugt gefördert werden Fahrzeuge mit Autogas-Antrieb. Die Unternehmensberatung „Roland Berger“ erwartete einen Anstieg des Verkaufs von Neufahrzeugen in Höhe von 18% bis 2020. Der Import von Automobilen wurde im Jahr 2017 durch neue Einfuhrzölle erschwert, eine in Iran sehr umstrittene Regelung. Der Anteil importierter Fahrzeuge lag bei 6%. Auf der Rangliste des internationalen Verbandes der Automobilhersteller lag Iran 2017 mit 1,418 Mio. produzierter KfZ und 96000 Nutzfahrzeugen auf dem 16. Platz, eine Steigerung von mehr als 18% zum Vorjahr. Diese Bilanz ist ermutigend, da es im Jahresverlauf immer wieder Berichte über verzögerte Produktionen gab.
Fragt man die iranische Bevölkerung, so sind deutsche Fahrzeuge im Iran besonders beliebt, 64% sprachen sich in einer Umfrage eines Fernsehsenders für deutsche Marken aus. Auf dem wiederbelebten KFZ-Markt zeigte sich das deutlich mit einem Plus von 79,12% beim deutschen Export von KFZ und KFZ-Teilen nach Iran in 2016. Dominiert wird der KFZ-Markt in Iran aber von französischen und einheimischen Marken. Nachdem die Kapazitäten der iranischen Hersteller seit 2010 nur zu 40% ausgelastet waren, steigerte sich die Produktion im iranischen Kalenderjahr 2016/2017, ging aber in 2018 zurück(s. Grafik) Mit der Qualität einheimischer Fahrzeuge zeigen sich die Kunden in Umfrage unzufrieden. Die meisten Fahrzeuge erfüllen nicht die aktuellen Umweltstandards, so dass 25 Fahrzeuggtypen ab Ende Dezember 2017 das für eine Anmeldung nötige Typgenehmigungszertifikat verweigert wird.
Einfuhren von Fahrzeugen wurden in 2017/18 erschwert. Die Einfuhrzölle, wurden je nach Hubraum um zwischen 15 und 40% erhöht, hierzu kommen eine Vielzahl von Gebühren, z.B. alleine 10% des Fahrzeugwertes für die Ausgabe eines Nummernschildes an die örtliche Verkehrspolizei. Fahrzeuge, die mehr als 40000 USD kosten – Frachtkosten inbegriffen – dürfen gar nicht importiert werden, auch gibt es Beschränkungen bei den zugelassenen Marken: Eine Liste der Modelle, die importiert werden können, schließt BMW, DS, Hyundai, Toyota, MG, Borgward, Renault, SEAT, SsangYong, Foton, Citroen, Volkswagen, KIA, Mitsubishi und Nissan ein, während Mercedes-Benz und Lexus – unter wohlhabenden Iranern beliebt – nicht zugelassen sind. Während die meisten Regierungen Elektro-Benzin-Hybridfahrzeuge unterstützen, erhöhte Iran die Einfuhrzölle auf Hybridfahrzeuge von 4% auf 45-65%, unabhängig von der Kapazität des Verbrennungsmotors. Dieses Vorgehen wurde in Iran stark kritisiert und befindet sich in Überarbeitung. Fahrzeuge mit einem Hubraum von mehr als 2,5 Litern dürfen gar nicht eingeführt werden. Ausländische Hersteller, die auch in Iran fertigen, erhalten bei diesen Steuern Rabatte – damit soll die einheimische Produktion gefördert werden.
Automobilindustrie Irans: Ziel von US-Sanktionen
Die Automobilindustrie ist ausdrücklich genanntes Ziel von US-Sanktionen mit Gültigkeit am August 2018.In Reaktion darauf zogen sich bereits europäische Konzerne aus Angst vor US-Sekundärsanktionen aus Iran zurück, wie Peugeot-Citroen (PSA).Französische Modelle haben derzeit einen Marktanteil von 42% in Iran, gefolgt von lokalen Modellen mit 39% und chinesischen Fahrzeugen mit 16%. Im Jahr 2017 verkaufte PSA 440000 Fahrzeuge in Iran. Es bestand großes Interesse an der lokalen Fertigung und Montage deutscher Marken, umgesetzt werden solche Projekte in nächster Zukunft wohl nicht. Die deutschen Firmen waren bereits vor dem Ausstieg der USA aus dem Atomvertrag sehr zögerlich, im Gegensatz zu den französischen Firmen. wie Renault und Peugeot-Citroen. Diese sind lange auf dem iranischen Markt vertreten. In 2012 brach Peugeot-Citroen im Zuge der UN- und EU-Sanktionen die Zusammenarbeit mit Iran Khodro ab – es wurden aber weiterhin Fahrzeuge gefertigt.
Für Peugeot-Citroen bedeutete das einen erheblichen Umsatzeinbruch. 10% seiner weltweiten Auslieferungen verlor der Konzern. Nach dem JCPoA drängten die französischen Konzerne dann auch mit Nachdruck in den iranischen Markt zurück und eroberten sich den größten Anteil am europäischen Iran-Geschäft. Anfang 2016 kehrte Peugeot Citroen mit einem neuen Joint Venture nach Iran zurück, um dort drei neue Modelle fertigen zu lassen. Die Umsetzung des Projektes gestaltete sich allerdings schwierig, wie das Unternehmen im Oktober 2017 vermeldete: Liquiditätsprobleme von Iran Khodro führten dazu, dass notwendige Teile nicht bestellt werden konnten. Das Projekt hatte einen Umfang von 435 Mio. USD und sollte seine Teile zu 40% von lokalen Herstellern beziehen. Die zügige Rückkehr auf den iranischen Markt hat sich gelohnt: in der Region Nahost/Afrika, zu der Iran gehört, steigerte sich der Absatz um 113%. Für positive Stimmung gegenüber Peugeot-Citroen sorgte sicherlich auch, dass der Konzern für die Zeit der Wirtschaftssanktionen 400 Mio.Euro Schadenersatz an Iran zahlte. PSA hat keinen nennenswerten Anteil am US-Markt, ist jedoch über seine Zulieferer auf die Vereinigten Staaten angewiesen. Kurz nach der Ankündigung des Austritts der USA aus dem Atomabkommen mit Iran, verkündete PSA über seinen Mutterkonzern Opel den Rückzug aus seinen mittlerweile zwei Joint-Ventures in Iran.
PSAs größter Wettbewerber, Renault, hat eine lokale Fabrik im Süden Teherans übernommen und startete dort mit der Produktion preiswerter Modelle wie dem Sandero und dem in Indien entwickelten Kwid. In diesem näch iranischen Fiskaljahr, ab Ende März 2018, wollte Renault bereits 300000 Fahrzeuge produzieren lassen, hat jetzt aber angekündigt, seine Präsenz in Iran “sehr stark zu reduzieren”.
Der größte internationale Konkurrent für europäische Firmen sind allerdings chinesische Hersteller, die große Produktionslinien von bis zu 150000 Fahrzeugen jährlich bauen lassen. Dadurch dass sie auch in Zeiten der Sanktionen mit Iran Geschäfte machten, ist Iran zu einem der größten Märkte für chinesische Autos geworden.
KFZ-Teile
Iran hat eine entwickelte KFZ-Teile Industrie. Der Bedarf an importierten KFZ-Teilen ist aber weiterhin hoch. Hierbei kämpft die Iran Wirtschaft auch mit geschmuggelten und gefälschten Teilen. Unter den deutschen Exporten nach Iran machen Autoteile einen bedeutenden Anteil aus und verzeichneten im Jahr 2017 eine Steigerung von über 20%.
Mit der weltweit engagierten deutschen Mahle GmbH hat Iran Khodro einen 125 Mio.Euro-Vertrag zur Entwicklung und Co-Produktion von energiesparenden Drei-Zylinder-Antriebssystemen abgeschlossen. Ehrgeiziges Ziel: die Entwicklungszeit soll dabei von 46 auf 30 Monate verkürzt werden. Verlautbarungen seitens der beteiligten Firmen zum Stand und zur Zukunft des Projektes angesichts der extraterritorialen US-Sanktionen gab es noch nicht. (Stand 22.8.2018)
LKW- und Bus-Produktion
Iran hat einen bedeutenden LKW-Sektor, der allerdings sanktionsbedingt erheblich eingebrochen ist, so dass die iranische Flotte von Lastkraftwagen überaltert ist (im Jahr 2017 lag das Durchschnittsalter der LKW bei 16,4 Jahren). Vor der Verschärfung der Sanktionen 2012 wurden jährlich 50000 LKW in Iran abgesetzt. Das Industrieministerium schätzt, dass in den kommenden Jahren rund 140000 Nutzfahrzeuge ersetzt werden müssen. Chinesische LKW, die auch während der Sanktionen erhältlich waren, sind im Land unbeliebt. Mit zinsgünstigen Krediten wollen Hersteller wie SAIPA (Volvo) und Mammut (Scania) den Absatz europäischer LKW fördern. Daimler und die iranische IKCO haben sich im September offiziell auf den Import von schweren Nutzfahrzeugen sowie die Produktion und Montage von Daimler-Lkw im Iran geeinigt. Pläne die Daimler wegen der US-Sanktionen nun wieder “auf Eis gelegt” hat.
Im Januar 2017 verkündete die iranische SAIPA, dass sie mit der Produktion von drei Volvo-LKW-Modellen beginnen würde, 3500 Fahrzeuge sollen in 2017, 5000 im nächsten Geschäftsjahr ausgeliefert werden. Diese Zahl konnte nicht eingehalten werden, im März 2018 wurden 200 LKW ausgeliefert. Die Regierung fördert den Austausch der veralteten LKW-Flotte mit flexiblen Zahlungsplänen für die Käufer. Scania war das europäische Unternehmen, das während der Sanktionen in Iran verblieben war und arbeitet mit Mammut Diesel zusammen.
Maschinenbau in der Iran Wirtschaft
2006 hatte Deutschland bei Irans im Maschinenimporten einen Marktanteil von 31% mit 1,57 Mrd USD. 2015 lag der Umsatz nur noch bei 0.55 Mrd USD, abgestürzt durch die damaligen mulilateralen Sanktionen. Der Markt ist schwierig zurückzuerobern, obwohl deutsche/europäische Maschinen in Iran beliebt sind. China ist derzeit führend bei Maschinenexporten nach Iran mit einem Marktanteil von ca 40%. Deutsche Maschinenbauer exportierten im Jahr 2017 für 0,9 Mrd. EUR nach Iran, eine Steigerung von 20% gegenüber dem Vorjahr (gesamte Maschinenexporte Deutschlands ca. 155 Mrd EUR). Im ersten Halbjahr 2018 war schon angesichts drohender US-Sanktionen ein Rückgang zu verzeichnen, bei Gummi- und Plastikmaschinen nahezu um -31%.
Der heimische Maschinenbau Irans hat unter den Sanktionen profitiert, leidet aber unter dem anhaltenden Investitionsstau. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Metallverarbeitung.
Verband deutscher Maschinenbauer in Iran
Die iranische Politik erwartet, dass Geschäftspartner das lokale Know-how nutzen und den Technologietransfer ausbauen. Ziel ist es, die Fertigung in Iran vorzunehmen, oder mindestens die Montage. Zur Unterstützung der deutschen Maschinenbauer hat der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) ein Büro in Teheran eröffnet. Der VDMA erhofft sich, einen Marktanteil von 10-15% zurückzuerobern.
Angesichts der durch die US Politik neu entfachten Diskussion um die Zukunft des “Atomabkommen” rät der Verband Deutscher Maschinenbauer zur Gelassenheit:
“Das Nuklearabkommen und die Überwachung des Iran durch die internationale Atomenergieorganisation IAEO funktionieren, ebenso die mit dem Land vereinbarten Exportkontrollen. Die EU und die Bundesregierung stehen fest hinter dem Nuklearabkommen, dessen integraler Bestandteil auch die Verbesserung von Wirtschaftsbeziehungen ist. Deshalb dienen auch Maschinenlieferungen den politischen Zielen des Nuklearvertrags.” so VDMA-Abteilungsleiter Ackermann.
Öl-, Gas- und Chemieindustrie
Iran hat die weltweit größten Gas- und viertgrößten Ölreserven. Nicht nur die Sanktionen der Vergangenheit, auch der Ölpreisverfall haben dem Land zu schaffen gemacht.
Im Zuge der UN- und EU- Sanktionen bis 2016 war die Förderung um die Hälfte reduziert worden. Nach den Sanktionen wuchs der Öl- und Gassektor rasant, dabei wurde das kurzzeitige Allzeithoch von 4,2 mio/bpd von vor den Sanktionen noch nicht wieder errreicht. Grund waren sowohl Beschränkungen im Rahmen von Absprachen innerhalb der OPEC, als auch der Rückstand an Investitionen in die veraltete Technologie.Der aktuelle Fünfjahres-Entwicklungsplan sieht einen Investitionsbedarf von 185 Mrd. USD in den nächsten Jahren. Derzeit fördert Iran um die 3,8 mio/bpd und ist damit der drittgrößte Produzent der OPEC nach Saudi-Arabien und Irak. Die USA haben verkündet, sie wollten den iranischen Öl-Export mit ihren Sanktionen “auf Null” bringen. Die gegen internationales Recht verstoßenden US-Sanktionen gegen die iranische Ölwirtschaft treten im November 2018 in Kraft. Die Exporte werden nicht nur durch den Rückzug von Abnehmern reduziert werden, sondern auch durch die Erschwernisse bei der Logistik und bei den Versicherungen der Transporte. Das US-Ziel wird sicherlich nicht erreicht, mit einem Rückgang bei den Exporten ist jedoch zu rechnen. Iran hat sich bereits gegen die saudi-arabische Ankündigung einer dortigen Erhöhung der Förderung gewehrt. Irans größter Öl-Abnehmer, China, zeigt sich unbeeindruckt von den US-Sanktionen, während Indien als zweitgrößter Kunde bereits eine Reduktion der Importe aus Iran angekündigt hat, in der Hoffnung, eine Ausnahmegenehmigung für reduzierte Iran-Importe von den USA zu erhalten. Gleichzeitig hat Indien seine Importe von Öl aus den USA gesteigert.
Iran Petroleum Contract
Die jetzige iranische Regierung wirbt mit günstigeren Bedingungen als vorherige um ausländisches Kapital. Der neue „Iran Petroleum Contract“ ist im Land nicht unumstritten, da er nach Meinung mancher Kräfte den ausländischen Firmen in den nächsten 20-25 Jahren eine zu weitreichende Verfügungsgewalt über iranische Öl- und Gasvorkommen ermöglicht, was einen Konflikt mit der Verfassung bedeuten könnte. Der erste der Verträge mit einem Umfang von 4,8 Mrd. USD innerhalb dieser Rahmenbedingungen wurde im Juli 2017 unterzeichnet: Die französische Total wollte zusammen mit der chinesischen CNPC und der iranischen Petropars, einer Tochter der staaatlichen NIOC, das South-Pars-Gasfeld Phase 11 weiter entwickeln. Total hielt dabei 50,1% der Anteile, die CNPC 30% und Petropars 19,9%. Die Laufzeit des Vertrages beträgt 20 Jahre und soll 85 Mrd.USD einbringen, wovon laut iranischer Regierung 12 Mrd. USD den ausländischen Investoren zukommen würden und der weitaus größte Teil Iran gehöre. Nach dem Rückzug der USA aus dem “Atomabkommen” erklärte Total, dass sie ihr Engagement in Iran angesichts der US-Sekundärsanktionen nicht fortsetzen könne. Die CNPC übernimmt jetzt Totals Anteile – eine entsprechende “Snap-Back”-Klausel war vertraglich bereits festgelegt.
Ihr Ziel bis zum Ende iranischen Jahres im März 2018 den Abschluss von 10 weiteren Verträgen unter dem Regelwerk der “IPC” zu erreichen, hat die Regierung verfehlt. Bislang gibt es unter diesem Dach nach dem o.g. drei weitere Verträge: mit der russischen Zarubezhneft, mit der einheimischen Pasargad Energy Development Company und mit dem internationalen Pergas Konsortium (nach dem Ausstieg der USA aus dem JCPoA unterzeichnet). Der im Amt bestätigte Ölminister Bijan Namdar Zanganeh bezifferte den Umfang der erhofften Investitionen auf 50-60 Mrd. USD.
Chancen für den Mittelstand
Im Bereich der Öl-, Gas- und Chemieindustrie bieten sich Chancen für deutsche Lieferanten u.a. von Mess- und Regeltechnik, Pumpen und Umwelttechnik, auch gerade im Bereich des Mittelstandes.
Gas
Derzeit verbraucht Iran 95% seiner Gasreserven selber und ist damit weltweit der viertgrößte Verbraucher, nach den weitaus Bevölkerungsreicheren Ländern USA, Russland und China. Laut National Iranian Gas Company sind bisher 95% der Haushalte an das nationale Netz angeschlossen. 36000 km Gas-Pipelines innerhalb Irans sind schon vorhanden, weitere 6000 km sind vorgesehen. Der Export soll auf 200 Mio. cbm täglich gesteigert werden, ein großer Abnehmer ist hier der Nachbar Irak, der durch die Zerstörungen des Krieges sich noch nicht wieder selber versorgen kann. Irak ist derzeit der größte Abnehmer iranischen Gases, noch vor der Türkei. Mit der deutschen Firma Linde hat Iran eine Vereinbarung zur Auslieferung einer schwimmenden LNG (Liquid-Natural-Gas) Exportanlage vereinbart.
Chemie und Petrochemie
Die Chemieindustrie modernisiert in großem Stil ihre Raffinerien, vor allem zur Verarbeitung von bei der Gasförderung anfallenden Kondensaten. Diese werden weitgehend exportiert, angestrebt wird eine inländische Verwertung von 25%. In der Zusammenarbeit mit Iran auf diesem Gebiet ist unter den europäischen Ländern Italien führend.
Die petrochemische Industrie hat in den letzten vier Jahren ihren Ausstoß erhöht und hat noch Großes vor. Zum Ende des iranischen Kalenderjahres 2016/17 hat die Produktionskapazität 62 mio/t erreicht. Tatsächlich produziert wurden 55 mio/t. Insgesamt soll bis 2020 die Jahreskapazität auf 130 mio/t und bis 2025 auf 180 mio/t ansteigen – von 46 mio/t im letzten Jahr unter vollen Sanktionen (2015/2016). Im ersten Quartal des laufenden iranischen Kalenderjahres (2018/19) erreichte die Produktion 13,2 mio/t, die Exporte stiegen um 15%.
Für den Ausbau der Kapazitäten werden ausländische Investitionen benötigt. Die petrochemische Industrie ist jedoch explizites Ziel von US-Sanktionen, was auch Investoren außerhalb der USA wegen der völkerrechtwidrigen, nichtdestotrotz jedoch wirksamen US-Sekundärsanktionen abschreckt. Iran erhofft sich über 2200 neue Arbeitsplätze in diesem Bereich. Für die geplanten Projekte beabsichtigt Iran 72 Mrd. USD bis 2020 einzuwerben. Die petrochemische Industrie ist der zweitgrößte Exportfaktor Irans. Produziert werden hauptsächlich Methanol, Ethylen, Polyethylen, Propylen, Polypropylen, Ammoniak und Harnstoff.
Die petrochemische Industrie Irans befindet sich in einem Prozess der Diversifizierung. Hier sollen zukünftig vermehrt die erzeugten Rohstoffe im Land weiterverarbeitet werden, wie z.B. die Produktion von Propylen und Olefinen aus Methanol.
Iranische petrochemische Firmen sollen gemäß den staatlichen Leitlinien den Maschinenbedarf vorrangig bei iranischen Herstellern decken. Der lokale Anteil an den Maschinenbeschaffungen wird mit 70% angegeben, was Beobachter allerdings bezweifeln.
Ein Wettbewerbsvorteil für die Iran Wirtschaft liegt in den im Verhältnis niedrigen Produktionskosten für petrochemische Erzeugnisse, die bei einem Fünftel des weltweiten Durchschnitts liegen. Bis 2035 sind 300000 neue Arbeitsplätze im petrochemischen Sektor prognostiziert.
Bauwirtschaft
Leichte Erholung nach langer Krise
Innerhalb der Iran Wirtschaft durchlebte die iranische Bauwirtschaft seit 2010 eine schwache Phase, seit 2012 steckte sie in einer Rezession von der sie sich erst im Jahr 2017 erholte. Für das iranische Kalenderjahr 2017/18 wurde ein geringes Wachstum von 1,2% vermeldet. Die privaten Investitonen in städtischen Gebieten in der Bauwirtschaft die stiegen 2017 um 18,9%, laut iranischer Zentralbank. Für die nächste Zeit wird jedoch eher eine Stagnation erwartet. Ursache für die Krise der Baubranche waren die zurückgegangenen öffentlichen Bauvorhaben, aber auch der private Sektor, z.B. der Wohnungsbau. Experten bemängelten die Politik der Banken, die es bevorzugten, kommerzielle Projekte und Luxuswohnungen, statt kleinerer Einheiten im Wohnungsbau zu finanzieren. Das habe zu Leerständen auf dem Wohnungsmarkt geführt und zu einem Überangebot an gewerblichen Immobilien.
Das unter dem früheren Präsidenten Ahmadinejad initiierte Programm zum Bau von 2 Mio. Sozialwohnungen wurde nicht zu Ende gebracht. Unter Präsident Rouhani ist jetzt ein neues Programm zum Bau von 125000 Wohnungen vorgesehen. Die Regierung Rouhani unterstützt außerdem den Bausektor der Iran Wirtschaft durch ein Programm zur Sanierung vernachlässigter Stadtviertel und älterer Wohnungen. Mehr als 100.000 solcher Wohnungen sollen nach dem Plan der Regierung renoviert werden. Weiterhin legte die Regierung ein Programm für Wohnungsbaukredite auf: hier wurden die Kreditsummen und die Laufzeiten erhöht, sowie die Zinsen gesenkt. Das Programm zeigt Wirkung, denn Verkäufe von kleineren und günstigeren Wohneinheiten machen inzwischen den Löwenanteil der Hausverkäufe aus.
Deutsche Partner sind geschätzt in der Iran Wirtschaft
Staatliche Auftraggeber schätzen die Zusammenarbeit mit deutschen Planern, da sie sich davon eine nachhaltigere Qualität versprechen. Bei staatlichen Projekten muss mit längeren Laufzeiten durch verwaltungstechnische Hindernisse gerechnet werden. Allgemeine Baustandards fehlen. Öffentliche Projekte werden ausgeschrieben, bei privaten Projekten können Architekten und Ingenieure ihre Handwerker direkt beauftragen.
Vorrangig sind auch Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur: Ausbau von Straßen, Flughäfen und Häfen. Hier wurden in 2017 Fortschritte bei einigen Vorzeigeprojekten gemacht, wie dem Hafen von Chabahar, andere verzögern sich angesichts der Investitionsschwäche des Landes. Auseinandersetzungen innerhalb der politischen Szene des Landes – wie z.B. über die Verwendung der Gelder des Nationalen Entwicklungsfonds – behindern auch diese Investitionen.
Die Produktivität im Bau-Sektor liegt deutlich unter der von Vergleichsländern: halb so groß wie in der Türkei, noch weiter hinter der in Polen. Verzögerungen bei der Fertigstellung von Projekten lassen sich nicht nur auf die in den letzten Jahren belastenden Sanktionen zurückführen. Hier sind grundlegende Modernisierungen nötig, was sich in einer um 8% gestiegenen Nachfrage nach Baumaschinen in 2016 zeigt. Um mehr ausländische Investoren in die Bauwirtschaft im Land zu holen, muss die Regierung verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen. Derzeit werden 75% der Bauvorhaben von iranischen Firmen ausgeführt.
Maschinen- und Anlagenparks
Erneuerungsbedarf besteht in den Maschinenparks der Baustoffindustrie. In einer der wichtigsten Sparten der Bauwirtschaft, der Zementindustrie, werden die Kapazitäten ausgebaut um den steigenden inländischen Bedarf decken zu können und Export zu erhöhen. Von 30 neuen Anlagen wurden 6 bereits fertig gestellt. Die Ziele der Regierung sind hier ehrgeizig. In den Jahren 2014/15 lag der Zementexport bei 18,4 Mio/t, der Industrieminister prognostiziert bis zum Jahr 2025 einen Anstieg auf jährlich 120 Mio/t. Bereits jetzt ist Iran weltweit der führende Exporteur von Zement, auch wegen hoher Nachfrage aus dem Irak. Dort bremsen allerdings hohe Einfuhrzölle, so dass es zu Überkapazitäten kam und Anlagen still gelegt wurden. Der Export in andere Länder ist mit höheren Kosten verbunden.
Bergbau und Metallindustrie
Irans Reserven an mineralischen Bodenschätzen beinhalten 68 Stoffarten, insgesamt 37 Mrd. Tonnen gesicherte und 57 Mrd. Tonnen vermutete Vorkommen, darunter große Vorräte an Kohle, Eisenerz, Kupfer, Blei, Zink, Chrom, Uran und Gold. Insgesamt förderten die Minen knappe 300 Mio. Tonnen im iranischen Jahr 2016/17.
Stahl
Iran liegt mit seiner Stahlproduktion weltweit auf dem 12. Rang und steigerte sich damit um einen Platz seit 2016. Von Januar-November 2017 produzierten iranische Stahlwerke 19,74 Mio.Tonnen Stahl, eine Steigerung von über 20% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Angestrebt wird, weltweit bis 2025 auf Rang 6 zu landen, mit einer Produktionskapazität von 55 Mio. Tonnen. Investitionen von 40 Mrd. USD sind erforderlich.
Um die angestrebten 55 Mio. Tonnen Stahl zu erreichen werden zudem 160 Mio. Tonnen Eisenerz gebraucht. Das bedeutet eine Steigerung zur derzeitigen Förderung um weit mehr als 100 Mio. Tonnen, während die Minenbesitzer mit mangelnder Liquidität kämpfen. Im Wirtschaftsjahr 2016/17 förderten die iranischen Minen knappe 30 Mio. Tonnen Eisenerz, was eine mehr als 19%ige Steigerung zum Vorjahr bedeutete. Der Minister für Bergbau und Industrie sagte im August 2017, dass zum Ende des iranischen Wirtschaftsjahres eine Kapazität von 100 Mio.Tonnen erreicht sein sollte.
Ein Manko auch ist die niedrige Produktivität in der Stahlindustrie, die gerade mal bei einem Viertel des türkischen Nachbarn liegt. Hier fehlt es weniger an moderner Technologie als an effektiveren Arbeitsabläufen. Zudem sind die Transportkapazitäten iranischer Eisenbahnen und Frachtschiffe für den Transport von Eisenerz im Land und für den Export noch unzureichend. Trotz aller Schwierigkeiten sieht das Industrieministerium den “worst case” bei 50 Mio. Tonnen Stahl in 2025. An Rohstahl produzierte Iran in 2016 17,89 Mio. Tonnen, das ist eine Steigerung von 11% im Vergleich zu 2015. Der Export an Rohstahl stieg um 108% auf 3,22 Mio. Tonnen. Für 2017 wurde ein Anstieg von 26% im Bereich halbfertiger und fertiger Stahlprodukte bekannt gegeben.
Die italienische Danieli-Gruppe produziert seit Mai 2017 Stahlmaschinen in der iranischen Provinz Alborz. Insgesamt hat das Unternehmen, das seit vielen Jahren in Iran engagiert ist, Absichtserklärungen für Projekte über 6 Mrd. USD unterzeichnet. Aus Deutschland ist die SMS-Group in Iran engagiert und hat einen Vertrag über 400 Mio.USD zum Ausbau eines Stahlwerkes unterschrieben. Die Umsetzung gestaltet sich schwierig, da das Unternehmen mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten wegen bestehender US-Sanktionen beklagt.
Kupfer/Aluminium
Die Aluminiumproduktion im Iran ist seit 2014 stagnierend, ihre Kapazitäten werden nicht ausgeschöpft: 350000 Tonnen von möglichen 470000 werden derzeit produziert. Angestrebt werden 1,5 Mrd. Tonnen in 2025, wofür Iran um 10 Mrd. USD Investment wirbt. Beteiligt sind hierbei indische, chinesische, französische und italienische Investoren.
Alle Stahl- und Aluminiumproduzenten sind Töchter der Iranian Mining Industries Development & Renovation Organization (IMIDRO).
Die Kupferproduktion ist ansteigend mit angestrebten Zuwachsraten von jährlich 10% über 10 Jahre. Das Ausgangsniveau ist hier niedrig (weltweit an 13. Stelle von 20 Ländern), mit 0,2 Mio. Tonnen Kathodenkupfer in 2014/15, wobei Iran bei seinen Kupfervorkommen weltweit an 9. Stelle liegt. Die National Iranian Copper Industries Company (NICICO) hat mit der Mansfelder Kupfer und Messing GmbH (MKM; Hettstedt/Sachsen-Anhalt) eine Absichtserklärung zur Durchführung verschiedener m Gesamtwert von 1 Mrd. Euro unterzeichnet.
Medizintechnik und Pharmaindustrie in der Iran Wirtschaft
Der Bereich der Medizintechnik war zwar grundsätzlich nicht von den Sanktionen betroffen, auch ist die Branche eine der innovativsten Industrien im Iran selber. Schwierigkeiten im Zahlungsverkehr behinderten jedoch die Handelsbeziehungen. Trotzdem bietet der Markt gute Chancen, auch für ausländische Investoren zum Ausbau der lokalen Industrie. 500 iranische Firmen produzieren einfache, aber auch hochwertige Geräte. Derzeit sind die Niederlande führend beim Export von Medizintechnik nach Iran, deutsche Firmen verzeichnen aber einen erheblichen Anstieg von über 49% seit 2013.
Seinen Bedarf an Medikamenten deckt Iran zu 90% selbst, produziert allerdings überwiegend Generika und Wirkstoffe. Hochpreisige patentierte Medikamente werden eingeführt, ebenso wie Bestandteile zur Produktion von Generika.
Auch die USA exportieren Medizintechnik nach Iran und haben ihren Export seit 2013 um 50% gesteigert.
Luftfahrt
Flugzeugflotte
Zur Erneuerung der überalterten Flugzeugflotte hatte Iran seit Aufhebung der Sanktionen bereits mehr als 300 neue und gebrauchte Maschinen bestellt und Optionen auf 50 weitere.Das sind doppelt so viele Flugzeuge, wie nach den Sanktionen noch einsatzfähig in Iran vorhanden waren. Geplant war die Anschaffung von insgesamt 500 Flugzeugen. Die meisten Bestellungen (173) gingen an Airbus und an den Airbus-Konkurrenten Boeing (140 Maschinen), diese Geschäfte müssen von der US-Regierung genehmigt werden. Das gilt auch für die Airbus-Käufe, da Teile dieser Flugzeuge in den USA gefertigt werden. Nach dem Rückzug der USA aus dem “Atomabkommen” mit Iran wurden die bereits erteilten Lizenzen für diese Käufe von der amerikanischen Behörde OFAC storniert. Wohin Iran mit seinen Flugzeugkäufen ausweichen wird, ist noch offen.
Im Januar 2017 wurde der erste Airbus A321 an Iran-Air ausgeliefert, im März der erste A330-200. Der italienisch-französische Hersteller ATR sollte der staatlichen iranischen Fluggesellschaft 20 Passagierflugzeuge für den Inlandsverkehrliefern, wovon die ersten acht bereits 2017 ausgeliefert wurden und fünf weitere noch im August 2018, knapp vor den neuen US Sanktionen. Da die Luftfahrtindustrie ausdrückliches Ziel der US- Politik ist, wird es wohl keine Ausnahmegenehmigungen der USA für weitere Lieferungen geben. Auch private iranische Fluggesellschaften bestellten bei Airbus: bei der Paris Air Show im Juni 2017 unterzeichneten 2 private Gesellschaften Absichtserklärungen zum Kauf von insgesamt 73 A320 Neo und A330 Neo Jets. Die Verluste für Boeing und Airbus durch die gescheiterten Flugzeugkäufe werden auf 39 Mrd. USD geschätzt.
Flughäfen
Iran hat sanktionsbedingt einen erheblichen Sanierungsstau im Bereich der Luftfahrt. Im Flughafensektor gibt es sieben geplante Großprojekte, allen voran der Ausbau des internationalen Imam-Khomeini-Airport in Teheran. Für diesen sind zwei neue Terminals und ein weitreichender Ausbau der Infrastruktur um den Flughafen vorgesehen. Eines der Terminals ist zu 95% fertiggestellt (Stand August 2018). Der Flughafen steigerte sein Passagieraufkommen im ersten Halbjahr 2018 um 48,6% auf 3,93 Mio. Passagiere und ist somit der weltweit am drittschnellsten wachsende Flughafen. Das Projekt ist das größte nationale Projekt Irans, größer als alle Öl-, Gas- und Kommunikationsprojekte. Der IKIA soll als Drehscheibe dienen und damit Dubai Konkurrenz machen. Weiterhin gibt es Ausbaupläne für die Flughäfen Mashad und Esfahan, Shiraz und Täbriz, in Kooperation mit französischen Firmen. Neue Flughäfen sollen in Ahvaz und in der Provinz Bushehr gebaut werden. Wie sich die US-Sanktionen auf die Investitionen ausländischer Partner in dem Bereich auswirken und damit die Projekte verzögern werden, bleibt abzuwarten.
Farsaneh Scharafbafi, erste Frau an der Spitze von Iran-Air hat gewaltige Aufgaben
Auswirkungen hat die Sanierung der iranischen Luftfahrtindustrie auch auf andere Länder und Fluglinien: 40 neue Strecken von Iran zu den Golfländern bis nach Europa wurden eröffnet. Es gibt als Reaktion auf die US-Sanktionen auch erste Rückzüge: British Airways, Hollands KLM und die Air France erklärten im August 2018 dass sie sich aus wirtschaftlichen Gründen aus Iran zurückziehen würden. Turkish Airlines hat erklärt, den Service übrenehmen zu wollen und rechnet mit einem Anstieg seiner Passagierzahlen um 20%.
Elektronik/Elektrotechnik/Energieerzeugung
Konventionelle Energien/Atomkraft
Gas- und Dampfturbinen erzeugten 61 GW, das Atomkraftwerk Bushehr 1 GW.
In den letzten 5 Jahren hat Iran seine Kapazitäten um 30% erhöht.
Die Regierung strebt an, eine Kapazität von 110 GW im Jahr 2022 erreicht zu haben. Der Anstieg soll nicht nur durch neue Projekte, sondern vor allem auch durch den Umbau wenig effizienter Gasturbinen erfolgen.
Das türkische Unternehmen Unit International unterzeichnete einen 4,2 Mrd. USD schweren Vertrag zum Bau von 7 Gaskraftwerken in Iran, die zukünftig rund 10% des iranischen Energiebedarfs decken sollen.
Die Atomkraft soll ausgebaut werden, hier arbeitet Iran mit Russland zusammen.
Der Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sieht ein großes Potential für seine Branche im Iran, beklagt aber ein Teilembargo, das für einzelne Güter und Geschäftsarten immer noch Beschränkungen und Genehmigungspflichten vorsieht.
Bosch hat 2016 eine Niederlassung im Iran eröffnet und will dort u.a. im Bereich Elektrotechnik, Energie- und Gebäudetechnik und als Automobilzulieferer tätig werden.
Erneuerbare Energien in der Iran Wirtschaft
Laut Aussage des iranischen Generalsekretärs der Gas exportierenden Länder (GECF)Mohammad-Hossein Adeli, wird in den nächsten 25 Jahren ein Verdreifachung des Energiebedarfs in Iran erwartet. Im Bereich der Energieerzeugung setzt darum auch Iran auf erneuerbare Energien, die Regierung hat dafür 2015 ein novelliertes Erneuerbare Energien-Gesetz implementiert um Investitionsanreize zu bieten. Nach Inbetriebnahme der Anlagen gibt es staatliche Abnahme- und Preisgarantien für Energie aus Windkraft, Solarenergie, Biomasse und Geothermie, sowie auch für kleinere Wasserkraftprojekte (Power Purchase Agreement-PPA). Die Abnahme- und Preisgarantien wurden hierbei auf 20 Jahre verlängert – bemerkenswert ist, dass die Abnahmepreise für die Firmen die lokale Technologie verwenden, um 15% bis 30% höher sind. Für ausländische Investoren gibt es staatliche Garantien. Experten halten die iranischen Einspeisevergütungen für die z.Zt. weltweit profitabelsten.
Bei einem Gesamtvolumen von 77 GW an erzeugter Energie entfielen auf Wind- und Solaranlagen in 2017, 244 MW, insgesamt, mit kleineren Wasserkraftwerken, Biomasse und “Waste to Energy”-Projekten kamenen die “Erneuerbaren” auf knappe 342 MW – das ist noch weit entfernt vom für das laufende Wirtschaftsjahr gesetzten Ziel von 700-850 MW. Angestrebt werden bis 2020 5 GW aus erneuerbaren Quellen. Wenn man die geplanten Anlagen dazurechnet, für die bereits ein PPA abgeschlossen wurde, die aber noch in Planung oder Bau befindlich sind kommt man diesem Ziel schon näher: hier gibt es Abkommen für 1269 MW Wind. und 1026 MW Solarenergie. Größere Wasserkraftanlagen, die in diese Rechnung nicht einbezogen sind, produzieren immerhin 12 GW.
Im laufenden iranischen Kalenderjahr ( ab 21.3. 2017 bis 20.3.2018) soll eine Kapazität von 850 MW an erneuerbaren Energien erreicht werden. Eine im März 2017 in der Provinz Qazvin in Betrieb genommene Windfarm soll 55 MW erzeugen, bei einer Ausbaukapazität auf 15% des iranischen Strombedarfs. Sie wurde von der MAPNA Group errichtet, die nicht nur als Investor tätig ist, sondern u.a. auch Windkraftanlagen in Zusammenarbeit mit der Rendsburger Aerodyn fertigt.
Zur Förderung von Photovoltaik-Anlagen vor allem in ländlichen Gebieten hat die Regierung Förderprogramme aufgelegt, die durch eine Erneuerbare-Energien-Umlage auf den Strompreis finanziert werden. Windkraftanlagen werden auch in Iran selber produziert, weiterhin gibt es Investitionen mit dänischer und deutscher Beteiligung.
Im Bereich der Solaranlagen gibt es Kooperationen mit der Leipziger Green Energy 3000 GmbH im Umfang von 20 Mio.USD. Von weiteren Plänen deutscher Investoren zum Bau von größeren Solarkraftwerken in den Provinzen Esfahan und Kerman berichtet die iranische Presse. Die Entwicklung der Photovoltaik in Iran hat sich zögerlich gestaltet, nimmt aber jetzt Fahrt auf: Bereits 1997 gab das Energieministerium bei einer deutschenIngenieurfirma eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Erst 2008 ging dann das erste Pilot-Solarkraftwerk mit einer Kapazität von 250 Kilowatt in Betrieb. Im Februar 2017 eröffnete dann die größte bisher installierte Anlage in der Provinz Hamedan mit einer Leistung von 14 Megawatt. Eine 20 MW-Anlage ist in Mashahr im Bau.
Das größte bisher geplante Projekt kündigte der auf Solarenergie spezialisierte europäische Investor Quercus an: die weltweit sechstgrößte Solarfarm mit 600 MW Leistung soll in Zentraliran errichtet werden. Das Projekt hat einen Umfang von über einer halben Milliarde Euro. Baubeginn soll im Frühjahr 2018 sein.
Ein 5 MW Geothermieprojekt unter italienischer Beteiligung soll 2017 fertiggestellt werden.
In 2016 wurde ein 450 MW Wasserkraftprojekt fertiggestellt, ein weiteres mit mit 400 MW soll 2018/19 in Betrieb genommen werden.
Schienen- und Nahverkehr
Für den Ausbau und die Sanierung der Infrastruktur des Schienenverkehrs sind in den nächsten Jahren dringend notwendige Investitionen in Höhe von 30 Mrd. Euro geplant, ohne städtische Metrosysteme. Hierzu verabschiedete das iranische Parlament ein Gesetz, dass den Einsatz von einem Prozent der Öl- und Gaseinnahmen des Landes im laufenden Fünfjahresplan (bis 2021) für den Ausbau des Schienenverkehrs vorsieht. Das soll insgesamt eine Mrd.USD bringen. Mehr noch wird von den Einnahmen aus Dieselverkäufen erwartet: 10% sollen in die Eisenbahnen fließen (7,5 Mrd. USD). Von den 13 241 Schienenkilometern (2014) waren nur 196 km elektrifiziert und nur 450 km zweispurig. Das Passagieraufkommen im Schienenverkehr betrug 2016 27 Mio (ein Anstieg von 3 Mio. im Vergleich zu 2014), im Frachtverkehr 35 Mio. Tonnen, was nur 8% der Warentransportes ausmacht. Der meiste Güter- und Passagierverkehr läuft über Irans Straßen.
Mit der Deutsche Bahn AG hat Iran Gespräche über die Nutzung des NSTC (North-South Transport Corridor) geführt, über den Waren aus Europa über Georgien und Aserbaidschan nach Iran und weiter nach Indien und in die Golf-Staaten, und umgkehrt, transportiert werden. Ende November 2016 will die Deutsche Bahn diese Route erstmalig nutzen und damit die Transportzeit unter Umgehung des kostspieligen Suez-Kanals um 14 Tage verkürzen.
Das von der chinesischen Regierung initiierte Projekte “Neue Seidenstraße” verbindet seit 2016 Iran über 10000 km mit China. Güterzüge sind hier ungefähr zwei Wochen unterwegs und durchqueren dabei Kasachstan und Turkmenistan. Die chinesische Regierung will insgesamt 124 Mrd. Dollar in das Projekt investieren.
Ausbaupläne
Das Ministerium für Transportwesen und städtische Entwicklung hat ehrgeizige Ziele: mit 12000 km neuer Bahnstrecken nahezu eine Verdoppelung der Streckenkilometer, dazu die Elektrifizierung und der zweispurige Ausbau weiterer Strecken. In 2016 wurden gerade mal 720 Mio.Euro investiert, das Ziel ist 30 Mio.Euro Investitionen bis 2021. Im Budget 2017/2018 hat die Regierung eine Steigerung von 30% der Investitionen vorgesehen.
Siemens Mobility hat mit Irans National Railway Company Vereinbarungen im Wert von 1,5 bis 2 Mrd. Euro getroffen. Außer dem Ausbau des Schienennetzes umfassen diese auch Lieferung von Lokomotiven und Passagierwaggons. Kooperationen mit iranischen Firmen zum Zweck des Know-how-Transfers und zur Ausbildung sind vorgesehen.
Erheblichen Aus- und Neubaubedarf gibt es auch in den Nahverkehrslinien der iranischen Großstädte.
Umwelttechnik in der Iran Wirtschaft
An der im November 2015 in Teheran abgehaltenen „Iran-Germany First Joint Conference on Water and Wastewater“ haben 19 deutsche Firmen teilgenommen und ihre Bereitschaft erklärt, in Irans Wasser und Abwassersektor zu investieren.
Der Bedarf ist enorm: 22 Mrd. USD an Investitionen werden gebraucht, erklärte der Vertreter der staatlichen Iran Water and Wastewater Engineering Company (NWWEC), bisher seien 3000 Projekte wegen Finanzierungsproblemen ins Stocken geraten. Insgesamt blieben in Iran derzeit 60% des Abwassers unbehandelt. Aktuell bietet allein die Stadt Teheran ausländischen Investoren 13 Klärwerksprojekte an. Die VR China ist hier ebenfalls im Geschäft: 2 Kläranlagen für 223 Mio USD will die Volksrepublik bauen. Iran bietet ausländischen Firmen hier eine Laufzeit von 25 Jahren an. Das aufbereitete Abwasser soll zur Bewässerung städtischer Grünanlagen dienen. Auch französische Firmen sind im Iran tätig, besonders im Bereich zur Verhinderung von Wasserverlusten.
Informations- und Kommunikationstechnik in der Iran Wirtschaft
Eine Befragung des “Statistical Center of Iran” (SCI) ergab in 2016 ein Internet-Verfügbarkeit für insgesamt 29,5% der Einwohner, wobei die niedrigste Einkommensklasse hier nur mit 5,6% vertreten war. Zum Mobilfunknetz hatten 95.6% der Einwohner Zugang. Hierbei verfügen auch 92% der ärmsten Haushalte über mindestens ein Mobiltelefon. Festnetzanschlüsse gibt es um die 40 für 100 Einwohner.
(Quelle: Djavad Salehi-Isfahani, “Tyranny of numbers”)
Den Mobilfunkmarkt teilen sich 4 Anbieter. Der größte, die MCI ist staatlich, es folgt die private MTN Irancell, die kleineren Anbieter RighTel (gehört der Sozialversicherungsgesellschaft) und die private Taliya haben zusammen weniger als 6 Mio. Anschlüsse.
Die Verfügbarkeit schneller Mobilfunknetze befindet sich im Ausbau, aktuell werden 3G und LTE-Netze eingeführt. Die Versorgung mit schnellem Internet ist noch nicht überall gegeben. Zudem setzen viele Nutzer Software zur Umgehung der staatlichen Blockade von bestimmten Internetseiten ein, was die Geschwindigkeit zusätzlich verlangsamt.
Als europäischer Partner hat sich Italiens Italtel auf eine Zusammenarbeit mit der iranischen Telekommunikationsfirma TCI verständigt.
Landwirtschaft
Die iranische Landwirtschaft besteht zu einem großen Teil aus kleinen Betrieben, mit Betriebsgrößen von unter 5 Hektar. Dadurch ergibt sich ein großer Modernisierungsbedarf, sowohl im Bereich der Maschinenparks und bei intelligenter Bewässerungstechnik. Zudem plant das Landwirtschaftsministerium innerhalb der nächsten 10 Jahr allen Gemüseanbau in Gewächshäuser zu verlagern, mit dem Ziel, dadurch 10 Mrd. Liter Wasser jährlich einzusparen. 18% der iranischen Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft tätig, mit einem Potential für Wachstum und neue Arbeitsplätze. Als Produkte der iranischen Landwirtschaft sind vor allem Pistazien und Safran – das teuerste Gewürz der Welt – bekannt. Am Safran verdienen allerdings – so beklagen es die Erzeuger – überwiegend die internationalen Zwischenhändler. Außerdem besteht der begründete Verdacht, dass diese Kostbarkeit im Ausland gestreckt und verfälscht wird. Hier sind Spanien und die Vereinigten Arabischen Emirate in Verdacht, die jeweils ungefähr doppelt so viel Safrag exportieren, wie sie einkaufen. Konkurrenz erwächst Iran beim Anbau von Safran auch aus Afghanistan.
Wasserwirtschaft
Wasserwirtschaft in Iran bedeutet vor allem, dass das Land erheblichen Verbesserungsbedarf im Umgang mit der äußerst knappen und lebenswichtigen Ressource hat. Bedingt durch den Klimawandel hat sich die Situation verschärft, so dass 12 von 31 iranischen Provinzen von kompletter Austrocknung bedroht sind.
Einsparkapazitäten gibt es vor allem durch intelligente Bewässerungstechniken in der Landwirtschaft und durch den Ausbau der Abwasserwirtschaft. In allen Bereichen wird investiert, der Nachholbedarf ist allerdings erheblich, da durch die langjährigen Sanktionen auch dieser Bereich behindert wurde.
Umweltaktivisten bemängeln die große Anzahl neuer Staudämme, die Iran seit der islamischen Revolution gebaut hat und halten die Pläne, trockene Gebiete im Landesinneren mittels Wasser-Transfer von entsalzenem Meerwasser zu versorgen für umweltschädlich.
Nützliche links
- Invest in Iran: http://www.investiniran.ir/en/home
- Deutsch-iranische Industrie- und Handelskammer: http://iran.ahk.de/
- Weltbank „Doing Business in Iran“: http://www.doingbusiness.org/data/exploreeconomies/iran/
- Informationen und guidelines des US-Wirtschaftsministeriums zum Sanktionsabbau: https://www.treasury.gov/resource-center/sanctions/Programs/Pages/iran.aspx
- Informationen und guidelines der EU zum Sanktionsabbau: http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/I/informationen-und-guidelines-der-eu-zum-sanktionsabbau,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf
- Kalenderrechner abendländisch/iranischer Sonnenkalender: http://www.nabkal.de/kalrechiran.html
Quellen:
Für die Recherchen zu dieser Seite haben wir neben unseren eigenen Erkenntnissen folgende Quellen genutzt:
Agenturen: Reuters, Presseportal
Banken: Weltbank
Behörden und staatliche Institutionen: Auswärtiges Amt, Außenwirtschaftsportal Bayern, BMBF, BMWI, EU, Eurostat, German Water Partnership, Global Water Partnership, GTAI, Institut für sozial-ökologische Forschung, Iranisches Energieministerium, IWF, IWWEC, NWWC Iran, OIETAI, Projektseite IWRM Zayandeh Rud, UN, Renewable Energy Organization Iran Statistisches Bundesamt
Medien: ARD, Business Monitor, Deutsche Bauzeitung, Deutsche Welle, Die Zeit, Fars News, FAZ, Finacial Tribune, Handelsblatt, Industriemagazin, Investor Verlag, Iranbild, Iran Contact Magazin, IRIB, Irananders, Young Journalists Club Iran, Manager Magazin, Mehr News, Newsweek, Pars Today, Presseportal, Press TV, SRF, Süddeutsche Zeitung, Spectaris, Tasnim, Tehran Times, Trading Economics, The Guardian, The Iran Project (Massoud Tajrishi), Top Agrar online, Tyranny of Numbers (Blog von Djavad Salehi-Isfahani), Wirtschaftsblatt
Unternehmen: Bilfinger. Eumecon
Unternehmensberatungen: BMI Research, Roland Berger, Bloomberg, Institut für Ressourcenmanagement Inter 3 (Shahrooz Mohajeri und Axel Dierich), McKinsey Global Institute
Verbände: AHK, Global Cement,DIHK, IHK, KPMG, NUMOV, TCI, VDMA, ZVEI, IXPOS, OPEC