Strenghts (Stärken)
Weaknesses (Schwächen)
Opportunities (Chancen)
Threats (Risiken)
Wasserwirtschaft und Landwirtschaft in Iran: Wirtschaftsfaktoren und Umweltprobleme
Iran hat eine Fläche von fast 165 Mio. Hektar. Nur 50 Mio. ha sind davon Ackerfläche – und weniger als 18 Mio. ha werden werden derzeit landwirtschaftlich genutzt. Die Wasserknappheit und Bodenerosion haben den Rest unbrauchbar gemacht. Iran hat die zweithöchste Bodenerosionsrate der Welt. Der wirtschaftliche Schaden für das Land wurde auf jährliche 56 Mrd. USD beziffert. Neben natürlichen Ursachen wie dem Klimawandel, zählen die Verschwendung von Ressourcen, übermäßiger Gebrauch von Pestiziden und Düngemitteln, industrielle Schadstoffe und die Verwendung von Salzwasser, sowie veraltete Technologien nicht nur in der Wasserwirtschaft und Landwirtschaft, sondern auch bspw. beim Bergbau, zu den Gründen für diese dramatische Entwicklung. Im Februar 2018 kündigte die Regierung erstmalig an, dass sie Beschränkungen für den Anbau wasserintensiver Feldfrüchte wie Reis in sehr gefährdeten Gebieten verhängen wird.
Die Bodenerosion hat in vielen Teilen des Landes eine Umweltkrise ausgelöst, insbesondere in den südlichen und südwestlichen Provinzen wie Khuzestan, wo der Wind zusätzlich zu der sowieso hohen Luftverschmutzungsrate die Staubbelastung ins Unerträgliche steigert und in großen Städten, einschließlich der Hauptstadt Teheran.
Irans Wasserwirtschaft ist geprägt von Verschwendung der knappen Ressourcen und hat wie die Landwirtschaft erheblichen Modernisierungsbedarf. Hierzu ist das Land auf ausländische Investitionen und technisches Know How in diesen Bereichen angewiesen, um die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten und das wirtschaftliche Potential der Landwirtschaft auszuschöpfen.
Großes Potential für neue Arbeitsplätze
Innerhalb der Iran Wirtschaft erwirtschaftet die Landwirtschaft derzeit 9% der Bruttowertschöpfung des Landes und hat ein Potential für ein jährliches Wachstum von 4% und 250000 neue Arbeitsplätze bis 2035. In den abgelaufenen 3 Wirtschaftsjahren (März 2014-März 2017) übertraf der Sektor Landwirtschaft und Fischerei sogar diese Schätzung von internationalen Experten und wuchs um durchschnittlich 5,5%. Derzeit sind 18% der iranischen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt.
Vielfalt
Unter den Produkten sind vor allem Pistazien, Safran (genannt „rotes Gold“) und Kaviar bekannt, aber auch Getreide und andere Feldfrüchte werden angebaut. Beim Safran werden 90-95% der weltweiten Erzeugung in Iran geerntet, 120-190 Tonnen jährlich. Aus 300 Blüten einer Krokusart gewinnt man gerade mal ein Gramm des kostbaren Gewürzes. Beim Safran erwächst Iran zunehmend Konkurrenz aus Afghanistan, was dazu führt, dassein Exportverbot der Pflanzen diskutiert wird. Bei Auberginen liegt Iran weltweit an fünfter Stelle. Im Bereich Getreide war Iran in den vergangenen Jahren, auch während der Sanktionen, das Hauptexportland Deutschlands, ist aber beim Weizen seit 2-3 Jahren Selbstversorger und exportiert auch Weizen. Das Jahr 2016/17 brachte eine Rekordernte an Weizen von 14 Mio. Tonnen. Gerste, Tomaten, Reis und Kartoffeln sind ebenfalls landwirtschaftliche Erzeugnisse Irans. Milchprodukte werden von Iran noch importiert, auch aus Deutschland. Die Eigenproduktion soll hier ausgebaut werden. Bis 2019 will Iran insgesamt 2 Mio. Kühe und Zuchtstiere importieren und seine Milchproduktion von derzeit 8 Mio. Tonnen verdoppeln. Größere Milchfarmen sind weitgehend staatliche Betriebe, die kleineren privaten Milchbauern erzeugen weitgehend für den Eigenbedarf. Die Milchindustrie befindet sich zu 95% in staatlicher Hand.
Hoher Modernisierungsbedarf
In der Landwirtschaft besteht großer Modernisierungsbedarf, auch aufgrund der vielen Kleinbetriebe. Zwei Drittel der Landwirte sind Kleinbauern mit einer Betriebsgröße von durchschnittlich nur 4,9 Hektar (zum Vergleich Europa: 32 Hektar). Die Produktivität liegt deutlich unter der vergleichbarer Länder wie z.B. der Türkei. Hier muss die Zusammenarbeit der kleinen Betriebe, z.B. durch gemeinsame Maschinenparks gefördert werden. Die Regierung sucht auch in diesem Bereich internationale Kooperationspartner, sowohl im Bereich des Handels als auch bei Investitionen in den Bereichen Biotechnologie, intelligenter Bewässerungstechnik und Gewächshauskulturen. Mit der vom Landwirtschaftsministerium angestrebten Verlagerung des gesamten Gemüseanbaus in Gewächshauskulturen innerhalb von 10 Jahren, sollen jährlich bis zu 10 Mrd. Kubikmeter Wasser eingespart werden. Im Wirtschaftsjahr 2017/18 soll die Kapazität der Gewächshäuser um 20% erhöht werden. 35% der landwirtschaftlichen Produktion werden bisher vernichtet, bedingt durch logistische Ineffektivität und inadäquate Produktionstechnologien.
Auseinandersetzungen innerhalb Irans gibt es um den Einsatz von genmanipuliertem Reis und Baumwolle – die Regierung hat dieses einerseits auf der Agenda des Fünfjahresplans, die Ministerien für Gesundheit und Umwelt lehnen es ab.
Wasserwirtschaft: Geprägt durch Mangel
Ein großes Problem Irans ist die Wasserknappheit in der Wasserwirtschaft Irans, wobei über 90% in der Landwirtschaft verbraucht werden. Diese muss ihre Anbauflächen auch zu 90% bewässern. Veraltete Methoden führen dabei zu Verschwendung der knappen Ressourcen. Die Regierung hat dieses Problem in ihren Fünfjahresplan 2016-2021 aufgenommen. In der ersten Hälfte des laufenden Wirtschaftsjahres 2017/18 wurden 122000 ha Ackerland mit neuer Bewässerungstechnik ausgestattet, weitere 155000 ha sollen folgen.Die Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Trinkwasser ist in iranischen Städten zu fast 100% gewährleistet, im ländlichen Raum, in dem immerhin 30% der Bevölkerung leben zu ca. 74%. Die Abwasseraufbereitung ist in Iran noch unzureichend ausgebaut. Nur ein Fünftel der iranischen Bevölkerung ist an ein Kanalisationssystem angeschlossen (Stand 2011). Das gefährdet die Grundwasserressourcen zusätzlich.
Auswirkungen von Sanktionen und Klimawandel
Durch die Sanktionen der Vergangenheit ist auch die Modernisierung der Wasserwirtschaft nicht vorwärts gekommen. Es wurde auch landwirtschaftliche und Umwelttechnik sanktioniert, obwohl diese mit dem Atomprogramm nichts zu tun hat. Weite Teile Irans sind von jeher wüstenartig, aber der Klimawandel beeinträchtigt das Land besonders. 12 von 31 iranischen Provinzen sind in wenigen Jahren von völliger Austrocknung bedroht. Die neu veröffentlichen Statistiken zeigen, dass fast 30% Prozent des Landes unter sehr starker und starker Dürre leiden und über 51 % unter mittelmäßiger bis schwacher Trockenheit. In nur knapp 9% des Landes herrschen normale Verhältnisse. Das Landwirtschaftsministerium erklärte, selbst bei normaler Niederschlagsmenge, würden noch 50% der Probleme wegen der Verschwendung der Ressourcen bestehen bleiben. Iran weist nur ein Drittel der weltweit durchschnittlichen Niederschlagsmenge auf – nach fünfzehnjähriger Dürre gab es in 2016 zwar wieder mehr Regen, aber das Jahr 2017/18 ist das trockenste der vergangenen 50 Jahre.
Die Regierung fordert die Bevölkerung immer wieder zum Wassersparen auf, was aber angesichts der Bewässerungstechniken in der Landwirtschaft nur geringen Erfolg hat. 30% der erneuerbaren Wasserressourcen verdunsten einfach. Dabei stehen der Bevölkerungszahl Irans, die ca. 1% der Weltbevölkerung ausmacht, nur 0,36% der weltweiten Wasserressourcen zur Verfügung. Die Pro-Kopf-Verfügbarkeit von Wasserressourcen sank kontinuierlich von ca. 7000 cbm im Jahr 1956 auf heute unter 1900 cbm mit sinkender Tendenz.
Umstritten: Wasser-Transfer-Projekte in Iran
Eine umstrittene Möglichkeit, das dringend benötigte Wasser in Irans von Trockenheit betroffene Gebiete zu bringen, sind riesige Pipelines zum Transfer von Wasser, das vorher in Entsalzungsanlagen behandelt werden soll. Die Planung eines solchen Projektes mit einer Leitung vom kaspischen Meer, dem weltweit größten Binnengewässer in die größtenteils wüstenartige Provinz Semnan, deren nördliche Grenze 65 km und deren südliche Begrenzung 300 km vom kaspischen Meer entfernt liegen, wurde zu Regierungszeiten von Präsident Ahmadinejad begonnen, unter Präsident Rouhani doch zunächst auf Eis gelegt. Im Juli 2017 verkündete das iranische Umweltministerium, dass das Projekt gestoppt wurde, vom Tisch ist es aber nicht, sondern wird weiterhin diskutiert.
Grund waren Bedenken des Umweltministeriums und von Umweltaktivisten. Befürchtet wurde ein Ansteigen des Salzgehaltes und dass andere Anrainerstaaten der kaspischen See sich daran ein Beispiel nehmen und ebenfalls in großem Stil Wasser aus dem Binnenmeer entnehmen könnten. Azerbaidschan, Kasachstan, Russland und Turkmenistan haben Anteil am Kaspischen Meer. Der “Hycranische Wald” ein Ökosystem von 55000 Quadratkilometern wäre durch das Projekt gefährdet worden. Iran erwartet, dass dieses Gebiet 2019 in das Welterbe der UNESCO aufgenommen wird.
Noch ambitionierter ist die Idee, Wasser vom Persischen Golf in insgesamt 16 Provinzen mit einer Bevölkerungszahl von insgesamt 47 Millionen zu transferieren. Im Frühjahr 2016 genehmigte Präsident Rouhani 400 Mio. US$ um das Projekt anzuschieben. Die weitere Finanzierung will ein Bankenkonsortium übernehmen und dafür 1,43 Mrd. USD zur Verfügung stellen. Das Projekt soll in mehreren Abschnitten verwirklicht werden, wovon die meisten noch in Planung befindlich sind. Bauarbeiten für die Pipeline vom Golf von Oman in den nördlichen Teil der Provinz Sitan-Balutchistan haben schon begonnen, 192 km Tunnel sind hier fertiggestellt.
Im Bereich der Meerwasserentsalzung hat Iran als fünftes Land weltweit (nach den USA, Deutschland, Süd-Korea und Japan), die Umkehr-Osmose-Technologie in Eigenleistung entwickelt. Alle Bestandteile, wie die Membranen werden in Iran hergestellt. Bisher wird diese Technik nur zur Wiederaufbereitung und -verwendung von industriellen Abwässern genutzt. Eine enge Zusammenarbeit im Bereich der Meerwasserentsalzung pflegt Iran mit der Republik Südafrika. Vereinbarungen dazu hat Iran auch mit den Niederlanden getroffen.
Internationale Partner in der Wasserwirtschaft
Hoffnung für den Urmia-See
Bereits kurz nach dem Amtsantritt Präsident Rouhanis wurde eine Kooperation zur Rettung des Urmia-Sees mit deutschen Wissenschaftlern vereinbart. Auch japanische Wissenschaftler sind beteiligt. Dieses Biosphärenreservat der UNESCO – der zweitgrößte Salzsee der Erde nach dem Toten Meer – ist durch 40 Staudämme und 18000 meist illegale Brunnen von vollständiger Austrocknung bedroht. Er enthält nur noch 5% der Wassermenge von vor 20 Jahren. In 2015 verkündete das Energieministeriums, dass die Umleitung mehrerer Flüsse zur Regeneration des Sees vor der Fertigstellung stünde. Innerhalb von 10 Jahren sollte der See damit ausreichend Wasser erhalten um als gerettet zu gelten. Allerdings führte die anhaltende Dürre dazu, dass diese Erwartungen nicht erfüllt wurden. Derzeit wird die Einrichtung von 13 Kläranlagen im Einzugsgebiet des Sees, die durch das Urmia Lake Restoration Program finanziert werden sollen diskutiert, um den See mit aufbereitetem Wasser zu versorgen. Der Urmia-See umfasst derzeit 3.000 Kilometer und hält 3 Milliarden Kubikmeter Wasser. Um in einen idealen Zustand zurückzukehren, muss der See mit 13 Milliarden Kubikmetern Wasser gespeist werden.
Im Jahr 2016 hat Iran mehrere Kooperationsabkommen zum Wassermanagement mit anderen Staaten abgeschlossen, Frankreich, Schweden und Südafrika sind dabei mit Iran ins Geschäft gekommen, sowohl im Bereich Energieerzeugung durch Wasser, als auch im Management des Wasserbrauchs und der Abwasseraufbereitung.
Auch mit Australien hat Iran ein Memorandum über die Zusammenarbeit beim Management von Wasserressourcen und bei der Wasser-Verbrauchsoptimierung unterzeichnet. Hierbei wies der iranische Energieminister auf die klimatischen Ähnlichkeiten beider Länder hin.
Im Oktober 2016 war die damalige Umweltministerin Masoumeh Ebtekar zu Gast in Deutschland und unterzeichnete mit der deutschen Umweltministerin Barbara Hendricks ein Abkommen in den Bereichen Wasserwirtschaft, und “Natur und Naturressourcen”, insbesondere Bewahrung biologischer Vielfalt, Bewahrung der Nationalparks und Schutzgebiete.
Integriertes Wasserressourcen-Management Zayandeh Rud
Zayandeh Rud – Lebensader Zentralirans
Das Einzugsgebiet des Zayandeh Rud beträgt ca. 26000 qkm und umfasst sehr unterschiedliche klimatisch und ökologische Bedingungen. Der Klimawandel mit extremen Trockenperioden haben in den letzten Jahren zu deutlich sinkenden Wasserpegel geführt, so dass der Fluss in Isfahan mehrere Male kein Wasser mehr führte.
Gleichzeitig gibt es im Einzugsgebiet unterschiedliche Interessen in der Wasserwirtschaft, durch Bevölkerungswachstum mit steigendem Trinkwasserbedarf, industrielles Wachstum und die auf Bewässerung angewiesene Landwirtschaft.
Den Fluss Zayandeh Rud kennt jeder, der schon einmal das UNESCO-Weltkulturerbe Isfahan besucht, oder auf Bildern bewundert hat. Dieser 355 km lange Fluss entsteht aus dem Zusammenfluss mehrerer kleinerer und größerer Flüsse im Zagros-Gebirge in der Provinz Chaharmahal-va-Bakhtiary in 4000 m Höhe, passiert auf seinem Weg trockene und halbtrockene Gebiete und mündet in den Salzsee Gav Khuni, einem international anerkannten Feuchtgebiet und Rastplatz des Vogelzuges. Angewiesen auf die Versorgung durch den Zayandeh Rud sind ca. 4,5 Mio. Menschen, das zweitgrößte Industriegebiet Irans und 260000 ha landwirtschaftliche Fläche.
IWRM – Ein Projekt unter Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Das BMBF fördert in mehreren Abschnitten das integrierte Wasserressourcen Management, zunächst in der Provinz Isfahan (2010-2015), anschließend für das gesamte Einzugsgebiet des Zayandeh Rud. Das BMBF beabsichtigt mit der Fördermaßnahme das Konzept des IWRM in Entwicklungs- und Schwellenländern zu stärken. Neben einer Verbesserung der Versorgung der in diesen Gebieten lebenden Menschen, soll die internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Wasserwirtschaft gestärkt und der Marktzugang für deutsche Firmen erleichtert werden.
In der ersten Projektphase wurde zunächst die wasserwirtschaftliche Ist-Situation unter Berücksichtigung technischer, organisatorischer und sozio-ökonomischer Hinsicht erfasst und analysiert. Aus diesen Ergebnissen wurde ein Entscheidungshilfesystem (Wasserbewirtschaftungstools) zur quantitativen Simulation der Wasserressourcen und zu den sozio-ökonomischen Einflussfaktoren entwickelt. Mit Hilfe dieser Tools sollen die Entscheidungsträger vor Ort und die Projektpartner in die Lage versetzt werden, mit allen Nutzergruppen eine nachhaltige Ressourcennutzung zu entwickeln. Ein technischer Schwerpunkt war z.B. das gereinigte Abwasser der vorhandenen, aber überlasteten Abwasserkläranlagen in Isfahan in einem Pilotprojekt mit moderner Membrantechnologie aus Deutschland so zu reinigen, dass es für die Landwirtschaft wiederverwendet werden kann.
In der zweiten Projektphase werden die langfristigen Wechselwirkungen zwischen der Grundwassernutzung, Gewässergüte und Klimawandel untersucht. In einer dritten Phase sollen dann die Ergebnisse in klimatisch ähnliche Regionen im gesamten zentralasiatischen Raum übertragen werden.
Entwicklung der Wasserwirtschaft in Iran
Iran hat beim Staudammbau eine Jahrtausende lange Erfahrung. Die Überreste eines 55 Meter langen und 26 Meter hohen Staudamms kann man in der Provinz Qom besichtigen. Die im 14. Jh. n. Chr. erbaute Kurit-Talsperre in Süd-Khorasan war mit 65 m Höhe bis ins 20. Jh. n. Chr. die höchste Staumauer der Welt und überstand 1978 ein Erdbeben der Stärke 7,8 unbeschädigt. Heute benennen Umweltschützer allerdings den Bau von immer mehr Staudämmen als belastenden Faktor für die Wasserknappheit. Am Ende der Schahzeit hatte Iran 18 Staudämme, mittlerweile sind es 647. Mehr noch sind im Bau oder in Planung, so dass es praktisch keine fließenden Gewässer mehr gibt. Das Energieministerium hat jetzt bekannt gegeben, das neue Staudammprojekte vorerst nicht genehmigt würden. Priorität habe es, die 108 begonnenen Projekte, von denen 29 der Trinkwasserversorgung dienen, abzuschließen. Man will dann eine Kapazität von 70 Mrd. Kubikmetern erreicht haben. Nur im Bereich des Kaspischen Meeres seien für den nächsten 5-Jahresplan (2022-2027) noch neue Projekte in Planung.
Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts n.Chr. gab es in Iran keine Kanalisationssysteme. Kurz vor der islamischen Revolution 1979 wurden in Teheran und Isfahan Kläranlagen gebaut. Bedingt durch den Iran-Irak Krieg kam diese Entwicklung zum Stillstand. In den 90er Jahren wurde mit der Gründung von städtischen Unternehmen zum Wassermanagement und zur Abwasseraufbereitung begonnen. Zwischen 1996 und 2005 wurde die Zahl der Kläranlagen vervierfacht. Die Versorgung der Bevölkerung mit Kanalisationsanschlüssen ist jedoch regional sehr unterschiedlich. Die Planung der Regierung sieht für die nächsten Jahre einen Ausbau der Abwasseraufbereitung für 500 Städte vor.
Zum Ausbau und Management dieses für die Wirtschaft und den Umweltschutz so wichtigen Bereichs fehlt es an Fachkräften. Hierzu wurden in den letzten Jahren mit internationaler Hilfe eine Reihe von Programmen zur Qualifizierung gestartet, z.B. von der Teheraner Power and Water University of Technology in Zusammenarbeit mit der UNESCO. Ein deutsch-iranisches Kompetenzzentrum für Wasser und Abwasser arbeitet an der Aus- und Fortbildung und an einem Integrierten Wasserressourcen-Management. Im Bildungszentrum Isfahan werden Aus-, Weiterbildungs- und Studiengänge angeboten, in Pilotprojekten kommt deutsche Technologie zum Einsatz. Auch bei der Erfassung von Daten zum Wasserverbrauch, kooperiert Iran mit deutschen Unternehmen und setzt Online-Messsysteme ein.
Ausbaubedarf: Abwasserbehandlung in Iran
Zuständigkeiten in der Abwasser- und Wasserwirtschaft
Die Verantwortlichkeiten für die Bereiche „Wasser und Abwasser“ liegen in Iran beim Energieministerium. Innerhalb des Ministeriums ist das „Water Affairs Department (WAD)“ zuständig für die Überwachung und Koordination der Planung, Entwicklung, das Management und den Schutz der Wasserressourcen. Seine Unterabteilungen sind die „Water Ressources Management Company“(WRMC), 11 „Provincial Water Authorities (PWA)“, und die „Irrigation and Drainage Operationn and Maintenance Companies (O&M)“. Ausführendes Organ für die Projekte ist die „National Water & Wastewater Engineering Company (NWWEC)“, mit ihren regionalen Ablegern (34 für den städtischen und 30 für den ländlichen Raum).
Die WRMC ist die Muttergesellschaft die für alle Wasserangelegenheiten mit Ausnahme der Trinkwasserversorgung. Die PWAs sind zuständig für die Wasserwirtschaft in allen Provinzen, eingeschließlich derr Angelegenheiten von Be- und Entwässerung., während die WWEC in den Provinzen sowohl für die Trinkwasserversorgung, als auch für die Abwasserbehandlung Verantwortung tragen. Die NWWEC führt Aufsicht über lokale Versorger und berät bei der Plannung von Investitionen, Entwicklung der menschlichen Ressourcen und bei der Etablierung von standardisierten Systemen und Abläufen. Die Entscheidungsfreiheit der regionalen WWEC ist dabei begrenzt. Für die Zuteilung von Wasser an die Landwirtschaft, ist wiederum das Landwirtschaftsministerium zuständig, während das Gesundheitsministerium die Standards für die Reinheit des Trinkwassers setzt und überwacht.
Die Abteilung für Umweltschutz (Environmental Protection Organization) ist in Fragen des Umweltschutzes und der Wasserverschmutzung involviert, sowie bei der Überwachung der Auswirkungen von Bewässerungs- und Wasserkraftprojekten.
Abrechnungsmethoden in der Wasserwirtschaft
Das derzeitige Abrechnungssystem basiert auf Festpreisen die in Abhängigkeit von der Größe der Versorgungsleitungen und der Art des Abnehmers (Haushalt oder andere erstellt werden und auf einem Block-Tarif: der sich mit zunehmendem Verbrauch erhöht. 70% der Rechnungen werden für Nachbarschaftskollektive erhoben. Grundsätzlich zu niedrige Tarife und mangelnde Eintreibung der Gebühren führen dazu, dass die regionalen WWEC allesamt Verluste erwirtschaften. Ein Problem dass von Regierungsseite erkannt wurde. Folglich wird an der Einführung von modernen Abrechnungsmethoden gearbeitet und um Investitionen aus dem privaten Sektor geworben.
Behandlungsmethoden und Wiederverwendung
Der größte Teil der Abwasserbehandlung erfolgt durch aeroben und anaeroben Abbau. Deponierung und Kompostierung unter Einsatz von Entwässerungstechniken sind danach die am meisten verbreiteten Methoden. Die regionalen WWEC beliefern Landwirte mit dem behandelten Klärschlamm zu Düngezwecken. Für die Risikoüberwachung ist in diesen Angelegenheiten eine Forschungsabteilung des Landwirtschaftsministerium zuständig.
Beschaffungspolitik in der Abwasser- und Wasserwirtschaft
Iran setzt auch im Bereich der Abwasserbehandlung auf Technologietransfer, statt auf reine Beschaffung von Materialien und Technologien aus dem Ausland. Die Sanktionen haben, wie in vielen Bereichen, zu verstärkter Eigenproduktion geführt. Gesucht werden allerdings ausländische Investoren, die sich langfristig engagieren. Ausgeschrieben werden Verträge mit 25jähriger Laufzeit, bei einer geplanten Bauzeit von drei Jahren.
Unbehandeltes Abwasser gelangt über Sickergruben noch häufig an die Grundwasserreserven und wird als Mischwasser für die landwirtschaftliche Bewässerung verwendet. Eine direkte Wiederverwendung zur Bewässerung kommt seltener vor.
Unzureichende Kapazitäten
Trotz hoher Investitionen bleibt in Iran derzeit noch über die Hälfte des Abwassers unbehandelt. Energieminister Reza Ardakanian nannte im März 2018 die Zahl von 48% der iranischen Bevölkerung, die an das Abwassernetz angeschlossen sei. Längst nicht alles gesammelte Abwasser wird aufbereitet. Von täglich mehr als 200.000 Kubikmetern anfallendem Schlamm, beinhaltend Fäkalien und septische Abfälle, werden nur etwas mehr 80000 Kubikmeter in irgendeiner Weise behandelt. Städtische Abwässer – wenn behandelt – durchlaufen in der Regel zwei Aufbereitungsphasen. Geschätzte 90% des aufbereiteten Abwassers wird in irgendeiner Weise wiederverwendet und wird dabei häufig mit Frischwasser vermischt, vor allem in Vorstadtgebieten. Im Bereich des industriellen Abwassers bestehen ebenfalls große Probleme, beginnend mit mangelnder Aufklärung über die wirklichen Kosten dieser Abwässer, über Mangel an Wiederaufbereitungsanlagen, hin zu illegaler Entsorgung. Weniger als 30% des industriellen Abwassers wird effizient aufbereitet. Ohne Engagement des Privatsektors, wird der Ausbau der Abwasseraufbereitung nicht vorankommen, so der Energieminister. Er kündigte Anreize für die private Wirtschaft an, sich in diesem Bereich mehr zu engagieren.
In Teheran, wo derzeit geschätzte 14 Mio. Einwohner (20% der Gesamtbevölkerung) leben, sind weniger als 6 Mio. an die Kanalisation angeschlossen. Neun staatliche Kläranlagen arbeiten in der Hauptstadt, im Süden der Stadt wurde in letzter Zeit das Abwassernetzwerk um 300 km erweitert (Anschluss für ca. 1 Mio. Menschen) und zwei neue Module gingen in Produktion, zwei weitere sind geplant. Insgesamt sollen bis 2031 22 neue Klärmodule für die Hauptstadt erstellt werden, verteilt auf 12 Klärwerke und damit 11 Mio. Einwohner von bis dahin vermutlich 20 Mio., erreicht werden.
Quellen: Top Agrar online, McKinseyGlobal Institute, ARD, Shahrooz Mohajeri und Axel Dierich (Institut für Ressourcenmanagement inter 3) , Pars Today, IWF, German Water Partnership, BMWi, Deutsche Welle, farsnews, Iranbild, Die Zeit, Bundesministerium für Bildung und Forschung, gtai, National Water and Wastewater Company of Iran, Massoud Tajrishi, Iran Report (Bahman Nirumand), Tasnim news, Guardian, Iranian water wastewater Engineering Company, Iranisches Energieministerium, Projektseite IWRM, Inter3, Institut für sozial-ökologische Forschung, Global Water Partnership, PressTV, Al-Monitor, Financial Tribune
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